ROCKET FROM THE TOMBS

Rocket Redux CD

Im ersten Moment weiß man wirklich nicht so ganz, was man von dieser Platte halten soll. Ist es eine dieser peinlichen Reunions oder eine seltsame Form von nachträglicher Korrektur der Musikgeschichte.

Nach der letztjährigen hervorragenden Zusammenstellung "The Day the Earth Met the Rocket from the Tombs" auf Glitterhouse, wo alles erhältliche Material dieser Proto-Punk-Band aus Cleveland auf eine Platte gepackt wurde, jetzt also eine neue Platte.

Von einer Band, die seinerzeit nie ein Album aufgenommen hat und die im Herbst beinahe in Originalbesetzung - Gitarrist Peter Laughner verstarb 1977 - auch in Deutschland touren wird. Drei Dekaden nach Gründung der Band ist "Rocket Redux" das Album, das man damals nie aufgenommen hatte, von einer Band, die es quasi nie gegeben hat.

Dafür fand man viele der RFTT-Nummern bei David Thomas' Band PERE UBU wieder, ebenso wie bei Cheetah Chromes DEAD BOYS. Insofern hat ein Phantom der Musikgeschichte endlich konkrete Gestalt angenommen bzw.

ist ein fehlendes Glied wiederaufgetaucht. Zur aktuellen Besetzung dieser Quasi-Legende gehören noch TELEVISION-Gitarrist Richard Lloyd - der das Album auch produziert hat -, RFTT-Urmitglied Craig Bell und PERE UBU-Schlagzeuger Steven Mehlmann.

Für David Thomas ist diese "Reunion" sicherlich am seltsamsten, denn für ihn bedeutet diese Platte in künstlerischer Hinsicht eher einen Schritt zurück, denn mit PERE UBU hatte er sich nur zu oft von konventioneller Rockmusik verabschiedet.

Auch wenn man bei diesen Studioaufnahmen nicht wirklich die Wildheit der früheren Aufnahmen erreicht, merkt man einfach, was für hervorragende Songs RFTT damals am Start hatten, die bei den DEAD BOYS eher mal banaler klangen, während PERE UBU sie in Richtung Avantgarde-Rock trieben.

Ein Stück zeitlose Rockmusik, dem nichts peinliches oder berechnendes anhaftet, dafür sind RFTT einfach bisher zu unbekannt gewesen, und Songs wie "30 seconds over Tokyo" und "Final solution" einfach zu unkonventionell und mit den hier anwesenden Leuten verknüpft, um ihren Klassikerstatus durch diesen extrem zeitlichen Sprung zu schmälern.

(10/10)