TÜREN

Das war Nihilismus CD

Da sieht man mal wieder, wie wichtig es ist, den Kontext einer Band zu kennen. Ich, der ich als Geschmacksfaschist nicht gerade arm bin an Vorurteilen (und damit über die Jahre in musikalischer Hinsicht nicht schlecht gefahren bin, hehe), hatte beim ersten Hören dieser CD ja schon so gewisse Bedenken, von wegen Berlin, deutsche Texte, elektronische Beats, NDW-Anleihen und so weiter.

Doch, da kann man schon mal vorschnell was von wegen "Noch so ein Hype-Ding" denken. Aber dann mal auf die Texte gehört und vor allem geschnallt, dass da ja unser Ox-Maurice beteiligt ist, ein Mann von großem Geschmack und tadellosem Leumund.

Der würde niemals mit seinen beiden Mitstreitern Ramin und Gunther ohne ein großes, schmieriges Lächeln die Musikgeschichte der letzten 25 Jahre plündern, in die Einzelteile zerlegen und wieder zusammenfummeln.

Und so klingt das hier nämlich: zu mal eleganten, mal trashigen Elektrobeats plündert man sich mit Gitarre und mittels weiterer elektronischer Gerätschaften erstaunlich poppig durch die Achtziger-Originale, aber auch deren Leichenfledderer selbst aus den letzten paar Jahren müssen dran glauben.

Dazu Texte zwischen Gaga und Blabla, die sich um traurige Skinheads ("Trauriger Skinhead"), Zucker ("Zucker"), Starkstromelektriker ("Starkstrom Elektriker"), Traummädchen ("Mädchen meiner Träume", ein Tanzflurfeger par excellence aus der Feder von Andre van Lochum, einst bei NOVOTNY TV) und was sonst noch so durch Berliner Studentenhirne geistert.

DIE TÜREN und ihr Debüt sind der Fall einer Platte, die einem entweder schnell auf den Geist geht oder die man zielsicher als Geniestreich erfasst. Ich plädiere für letzteres. Wer's nicht glaubt: "Tschüss" auf der Ox-CD anhören.

(52:15) (08/10)