MINISTRY

Houses Of The Molé CD

Ziemlich genau zwölf Jahre sind seit "Psalm 69" vergangen, und wenn wir es einfach mal klar aussprechen: es war das beste und auch letzte relevante MINISTRY-Album. Als dann auch noch Paul Barker nach dem letztjährigen Album die Band verließ, rechnete wohl keiner mehr mit Al Jourgensen, doch siehe da, man sollte den Glauben an die Auferstehung eben nie verlieren: Mit Mike Scaccia an der Gitarre, John Monte (ex-MINDFUNK) am Bass und Mark Baker (ex-FEAR) am Schlagzeug nahm der erklärte Bush-Hasser Jourgensen ein Album auf, das in Sachen Brachialität und Kompromisslosigkeit direkt an den Hardcore-Kracher von 1992 anknüpft.

Klar, seitdem sind lange Jahre ins Land gegangen, fand der kompromisslose Sound von MINISTRY viele Nachahmer, doch über die Distanz der elf Songs (auf dem Booklet stehen nur neun, aber zwischen zig 4-Sekunden-Leertracks finden sich eben auch zwei Überraschungen) kommt keine Enttäuschung auf, sind MINISTRY so gut wie seit langem nicht mehr und das Versprechen Barkers "to do a balls-out, punk-rock record" wird auch eingelöst.

Was nun die neugewonnene Qualität anbelangt, so hatte Barker dafür in einem MTV-Interview eine passende Erklärung: "When Democrats are in power, MINISTRY albums suck." Jetzt ist Dubya dran, und Jourgensen hasst Bush Junior, weshalb er sich auch in der Punkvoter-Bewegung engagiert, und die Texte auf "Houses Of The Molé" lassen nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig.

Nicht nur wird George W. immer wieder mit Samples zitiert, nein, zu seinen Ehren tragen auch alle Songs einen Titel mit W - W wie "Worthless", "Worm" oder "Wrong". Bleibt nur das Dilemma: Erträgt man als Musikfan lieber Präsidenten wie George W.

Bush oder hat man besser paar Jahre mit miesen Platten zu kämpfen? So oder so, Jourgensen sollte uns nicht wieder zwölf Jahre warten lassen. (58:19) (09/10)