BOSS HOG

Whiteout CD

Die Überraschungen beim aktuellen BOSS HOG-Album halten sich eigentlich sehr in Grenzen. Zwar sind 5 Jahre seit ihrem Geffen-Album verstrichen, aber irgendwie war klar, dass der Noise-Charakter ihrer frühen AmRep-Platten hier keine grosse Rolle mehr spielen würde.

Was hingegen gleich geblieben ist, ist die spezielle Präsenz Christina Martinez', die sich mal wieder halbnackt auf dem Cover räkelt, irgendwo zwischen New Yorker Rock-Schlampe und Vogue-Model, fotografiert von keinem geringeren als Richard Kern.

Ansonsten gibt es hier mehr Pop als Rock gepaart mit hippen Rhythmus-Experimenten ähnlich wie bei LE TIGRE - ohne deren trashigen New Wave-Charme - oder beim letzten Jon Spencer-Album "Acme", der hier natürlich ebenfalls massgeblich beteiligt war und seinem Frauchen kreativ den rechten Weg gewiesen hat.

Produziert wurde "Whiteout" grösstenteils von Andy Gill (ex-GANG OF FOUR), was vielleicht auch eine Erklärung für die Betonung des rhythmischen Aspekts des schrägen BOSS HOGschen Pop-Universums ist.

Trotz eines ziemlich durchkalkulierten Konzepts ist "Whiteout" aber dank eines unverkrampften Gesamteindrucks eine wesentlich befriedigendere Erfahrung als ihre verunglückte letzte Major-Platte oder Herr Spencers ähnlich gelagerten musikalischen Ambitionen auf "Acme" und wird dementsprechend weniger schnell langweilig, als befürchtet.

Neben dem LE TIGRE-Album eine der besten Kopplungen von kaputtem Rock-Understatement und plakativen Popsongs in modernem Gewand mit einigen verdammt feinen Song-Perlen. Auf der CD gibt es übrigens auch noch einen amüsanten CD-ROM-Part mit Video, Bio, Photos und einem Spiel, bei dem man die Tonspuren für einen BOSS HOG-Song in Manhattan zusammensuchen muss.

Dummerweise scheiterte ich in diesem Zusammenhang bereits bei der Zusammenstellung der nicht besonders umfangreichen BOSS HOG-Diskographie, was aber wohl hauptsächlich mit meiner defekten Maus zusammenhing.

Scheiss Technik!