GORGE TRIO

Open Mouth, O Wisp CD

Drei Herren setzen sich hin und wollen mal Avantgarde spielen. Mit Bands wie ICEBURN und SICBAY hat man das vorher schon mal andeutungsweise gemacht, mit den FLYING LUTTENBACHERS macht man es aktuell immer noch.

Als Ziel setzt man sich impulsiv, improvisiert und manchmal auch introvertiert zu klingen. Das Ergebnis entspricht diesen Zielvorgaben dann auch ganz gut, aber das vermeintlich locker improvisierte, diese Verbeugung vor dem Free Jazz ist allzu oft dann doch nur verkopft, am Reißbrett entstanden, die Songs zu stark zerstückelt.

Eine konsequentere Linie würde gut tun, die hingeworfenen zweiminütigen Brocken sind sonst schwer verdaubar. GORGE TRIO machen nicht nur experimentelle Musik, das Ganze wirkt wie ein Experiment, in dem versierte Musiker ihren kindlichen Spieltrieb ausleben und sich dazu mit einer Wolke intellektueller Musikverrücktheit einhüllen.

Das "Open Mouth, O Wisp" trotzdem eine Faszination ausstrahlt, eine eigene Aura entwickelt, liegt vor allem an der Konsequenz des Vorgehens. Bruchteilhaft blitzen hier immer wieder musikalische Schönheiten auf, ein kurzer wunderbarer Klavieranschlag, ein wummernder Bass, eine verträumte Gitarre.

Aber bevor man darin schwelgen kann, zerreist schon der nächste Track oder eine Wendung im Lied die Illusion. GORGE TRIO verkörpern somit beinahe idealtypisch die Vergänglichkeit und halten dies auch konsequent durch.

Wer sich dafür die Zeit und die Nerven nimmt, darf einem interessanten Experiment beiwohnen, aber trotzdem bleiben GORGE TRIO auf lange Sicht wohl nur etwas für Nerds und Musikwissenschaftler.

(32:04) (06/10)