EX

Turn CD

Die Holländer EX gibt es inzwischen seit 25 Jahren, in denen man fleißig Platten aufnahm, zu Beginn noch deutlich Punk-betont, quasi das Festland-Äquivalent zu CRASS, auch in textlicher Hinsicht. Später kamen die rhythmischen Aspekte anderer Industrial-Bands hinzu, plus einer generell jazzigen, mehr auf Improvisation aufbauenden Herangehensweise, oder der Post-Punk bzw.

Noiserock von Bands wie SONIC YOUTH. Wenn man ihre neue Platte "Turn" hört, wie die letzte auch von Steve Albini aufgenommen, könnte man fast von den besseren FUGAZI sprechen. Während viele bei FUGAZI in musikalischer Hinsicht ja eine gewisse Stagnation bemängeln, sind THE EX auch nach so langer Zeit völlig unberechenbar geblieben.

Und selbst, wenn sie sich in den 14 Songs auf konventionellere, rockigere Postpunk-Strukturen besinnen, ist im selben Moment auch ein deutlich avantgardistisches Selbstverständnis vorhanden, das sich in dieser Form auch bei PERE UBU finden lässt.

Fast schon etwas seltsam, dass es immer noch solche ungewöhnlichen Band-Hybriden gibt, die sich mit so einem kantigen, sperrigen und erst nach einer gewissen Gewöhnungsphase verständlichen Sound jeglichen kommerziellen Überlegungen entziehen.

In den rhythmischeren Momenten sind THE EX die Wiederkehr eines packenden, energetischen DC-Postpunks, oder eine vertrackte, komplexe Jazzcore-Band, zwei Seiten derselben Medaille, die sich nicht unbedingt widersprechen und hier in perfekter Harmonie zusammen existieren.

Mal sehen, was die nächsten 25 Jahre bringen. (09/10)