BIG BOSS MAN

Winner CD

Vor knapp vier Jahren erschien das Debüt der Londoner Rappel-Zappel-Acid Jazz-Mods und sorgte in den üblichen Szenekreisen für großes Furore: Extensive Touren kreuz und quer über den gesamten Kontinent, etliche Radiosessions, Soundtrack-Kompositionen für ambitionierte Kurzfilmprojekte und nebenbei noch Gastspiele bei so ziemlich jedem relevanten 60s-Nighter Europas haben BIG BOSS MAN zu einer festen Koordinate auf dem Mod-Globus werden lassen.

Und mit dem nun vorliegenden Nachfolger "Winner" ist der Kurs für die nächste Zukunft schon anvisiert. Der Titel verspricht nicht zu wenig, dieses Album steht wirklich auf der Siegerseite.

Was es angenehm vom Vorgänger abhebt, ist die gestiegene Anzahl der Vocal-Tracks (dann klingt's schonmal arg nach PRISONERS) und das erweiterte Soundspektrum. Hier gibt es Latin Soul bei "Complicated lady", French Beat ("Tu as gaché mon talent, ma cherie"), tanzflächenerprobte Floorshaker wie "Kelvin Stardust", Boogaloo und ansonsten den ganz normalen Hammond/Moog-Wahnsinn.

Insgesamt wird auch etwas freizügiger mit moderneren Stilmitteln umgegangen, obwohl die Platte insgesamt doch für den fortschrittspessimistischen Klischee-Mod immer noch altbacken genug klingen sollte.

Das liegt vermutlich an der Aufnahmeweise: Zuerst hat man die Rhythmus-Tracks auf einem klapperigen 8-Spur-Recorder aufgenommen, dann ging's mit den Bändern in Morgan Nicholls' A-Major-Studio.

Und dort konnten sich die Herren dann mit der Hammond von Ian Mac Lagan, Steve Marriots Telecaster und allerlei anderen Sixties-Antiquitäten austoben. Glücklicherweise ist der Anteil der ausufernden Percussion-Orgien (die mir auch live des öfteren übel aufgestoßen sind) angenehm reduziert, so dass man zusammenfassen kann: "Winner" ist Schleifpapier für die Sohlen deiner Desert Boots! (8)