MERCURY REV

The Secret Migration CD

Zugegeben, ich hatte MERCURY REV nach ihrer Reunion Ende der Neunziger nicht mehr im Fokus, ihre Alben von 1998 und 2001 gingen an mir vorbei, und ich wunderte mich sowieso, warum plötzlich alle Welt diese Band so grandios fand, nach dem die ersten drei Scheiben der aus Buffalo, NY stammenden Formation bei ihrem Erscheinen zwischen 1990 und 1995 so recht niemand interessiert hatten - zumindest nicht in dem Maße, wie es seit der Reunion der Fall ist.

Liest man sich mal so durch, was sich über die Band so geschrieben findet, ist überall von den starken bandinternen Konflikten die Rede, von Aus- und Einstiegen, gar von körperlicher Gewalt (man sollte nicht versuchen, seinem Bandkollegen im Flugzeug mit einem Löffel ein Auge zu entfernen ...), entsteht der Eindruck einer Band zwischen Genie und Wahnsinn, die musikalisch kreativ und versiert ist, aber das mit einem hohen Maß an Spannungen bezahlen muss, und deren Musik in ihrer plüschigen Bekifftheit und Sweetness in einem seltsamen Gegensatz dazu stand und steht.

Auf "Secret Migration" präsentieren sich Jonathan Donahue, Dave Fridman und Co. wie gewohnt, sind unwiderstehlich zart und psychedelisch, versponnene Pop-Genies beinahe Spector'schen Ausmaßes.

Die Band, die früher ihre Platten auf 35mm-Filmband aufnahm, breitet ihren nach Sommerwiese duftenden Klangteppich auch mit "The Secret Migration" wieder im weiten Feld zwischen BEATLES, Al Stewart, FLAMING LIPS (mit denen sie eine enge Freundschaft verbindet und Fridman als Produzent), SPIRITUALIZED und MOGWAI (auch die hat Fridman produziert) aus, und immer wieder kann man erkennen, dass die ersten musikalischen Gehversuche der Formation einst Soundtracks zu selbst gedrehten Filmen waren.

Ein wunderbar zeitloses Album von erhabener Größe. (44:25) (9)