MDC

Corpse Of The Ultimate Dictators LP/CD

Ein neues Album von MDC, das nenne ich doch mal eine freudige Überraschung! Durch die ganzen Achtziger begleiteten mich Dave Dictor und Band, waren sie neben den DEAD KENNEDYS die US-Punkband, die in ihren Texten so deutlich wurden wie keine andere, die so kompromisslose, klare und doch nie wirklich plumpe Statements gegen mächtige und dumme Menschen abgab.

Mit dem "Shades Of Brown"-Album von 1993 jedoch schien das Pulver verschossen, die Band implodierte mehr oder weniger, Dave Dictor meldete sich nur hier und da mal via MRR zu Worte und an Touren war lange Zeit nicht zu denken, wohl wegen irgendwelcher Bewährungsauflagen.

Egal, diese Zeiten sind vorbei, MDC sind zurück, neben Dictor sind von einst Ron Posner und Mikey Donaldson mit an Bord, und ich bin von "Corpse ..." (das übrigens die NYHC-Legende Don Fury produziert hat) ziemlich begeistert.

Wie eh und je sind MDC musikalisch eigenwillig, mal schnell und thrashig, mal heavy und komplex, aber auch heute keine dieser Bands, bei denen jeder Song gleich klingt (und das macht sie bis heute im Genre der Polit-Punk-Bands zu einer Ausnahmeerscheinung).

Mag sein, dass andere die nach "Smoke Signals" erschienenen Platten für medioker halten, mir gefallen sowohl die thrashigen MDC der Frühphase wie die rockigeren Sachen, und da ist dieses Album hier eine gute Mischung.

MDC, das ja bei jeder Platte eine andere Bedeutung hat, steht hier für MAGNUS DOMINUS CORPUS, feuern textlich gegen Umweltzerstörer ("Destroying the planet"), "Poseur Punks", Bullen ("Let's kill all the cops"), Nazis ("Nazis shouldn't drive"), George W.

und im dem verstorbenen MRR-Gründer Tim Yohannan gewidmeten "Timmy Yo" gegen den Verrat von Punk-Idealen durch vor allem kalifornische Kommerzpunks - ein exzellenter, polemischer Text, der Dictors analytische Schärfe beweist.

Liebevoll gemacht ist auch das gesamte Booklet, in dem alle Texte abgedruckt sind, wobei das Coverfoto für die US-Amerikaner schon etwas derb sein dürfte, zeigt es doch die verkohlten Leichen von in Bagdad gelynchten CIA-Mitarbeitern.

Dass MDC die Dinge so radikal ansprechen, wie sie es tun, ist auf jeden Fall wohltuend zu sehen angesichts einer Band wie der VANDALS, die kein Problem damit haben, für "ihre Jungs" in Bagdad zu Weihnachten aufzuspielen und die wohl kaum je so ein Albumcover haben werden.

Welcome back, MDC! (Und jetzt den Song auf der Ox-CD anhören!) (38:33) (8)