ELECTRELANE

Axes CD

Eines der sensationellsten Alben der letzten Monate ist für mich der neue, dritte Longplayer der britischen All-Female-Band ELECTRELANE. Deren extravaganter Indierock riss mich bereits in der Vergangenheit zu Begeisterungsstürmen hin, und mit "Axes" (ob das nun das tatsächliche Werkzeug bezeichnet oder der Rockismus für "Gitarre" ist, bleibt dahingestellt) hat der Vierer das Debüt "Rock It To The Moon" und das letztjährige "The Power Out" doch tatsächlich noch in den Schatten gestellt.

Steve Albinis Chicagoer Studio ist der Geburtsort des Albums, das an Weihnachten 2004 in einer einzigen Session eingespielt wurde und auf mich den Eindruck macht, als habe man wie unter Livebedingungen gespielt, so organisch, so fließend, so stimmig wirkt die knappe Stunde höchst eigenwilliger Musik.

Wie beim letzten Album auch schon wurde das frühe rein instrumentale Konzept aufgegeben, verzichtet nur ein Teil der Songs auf Veritys Stimme, doch selbst wo diese eingesetzt wird, ist sie sehr harmonisch in den Instrumentalsound eingebunden.

Auch auf "Axes" ist bei aller Eigenständigkeit der Kontext, in dem sich die Band musikalisch bewegt, klar erkennbar: SONIC YOUTH und Glenn Branca, SPIRITUALIZED und RACHEL'S meine ich hier herauszuhören, aber auch zig andere undergroundrelevante Stile von VOIVOD bis Wave, von Punk bis zu Leonard Cohen, dessen "Partisan" hier gecovert wird, reicht die Palette der Einflüsse.

Das Ergebnis ist ein orchestrales, teils an Klassik erinnerndes (deshalb auch der RACHEL'S-Vergleich) Album von größer Dynamik und Dramatik, mit unglaublicher Leuchtkraft, das pulsiert und strahlt, in bestem Sinne psychedelisch ist, ohne das rein musikalisch einzulösen.

Mein Favorit hier ist "Gone darker", eine Nummer, die mich an den Soundtrack einer Bahnfahrt durch eine weite, leere Landschaft erinnert - über sieben Minuten nimmt sich die Band dafür Zeit.

Ganz außergewöhnlich! (59:16) (9)