BLOOD

Fake Gestures For A Devious Public CD

Es gab mal Zeiten, da verschwendete niemand einen Gedanken daran, die Cover und Texte einer Band nach Lobpreisungen Gottes abzusuchen, da war klar, was Punks von Religion halten, nämlich nichts, und dass sie sich im besten Falle mit saftigen Witzen über die Kirche und ihre Vertreter lustig machen.

THE BLOOD (früher COMIN' BLOOD) aus England waren Anfang der Achtziger so eine Band, und sie waren in ihren Äußerungen unter anderem über den reaktionären, ultrakonservativen und zum Schluss enorm verkitschten Papst JP II so explizit, dass ihr Label seinerzeit in England keine Druckerei finden konnte, die das Cover drucken wollte, dessen Artwork sich mit der Amtskirche derbstens auseinandersetzt.

Speziell "Megalomania" wird gegenüber dem Papst und seinem Pack enorm deutlich, und da passt es, dass Frontmann Cardinal Jesus Hate für Fotos gerne in selbstgebastelten Bischofskostümen posierte.

Die ersten elf Track dieser Zusammenstellung auf Captain Oi! entstammen dabei dem Debüt-Album der Engländer, die zehn weiteren sind unter anderem Demos und Outtakes sowie auch "Such fun" von der "Oi! Oi! That's Yer Lot"-Compilation.

Die Musik? Seinerzeit bewegte sich die Band im Spannungsfeld zwischen Punk und Metal, doch mittlerweile ist die Vermischung dieser beiden Stile so weit fortgeschritten, dass es schwer fällt, diese Einschätzung nachzuvollziehen.

Keine musikalisch zwingende Wiederveröffentlichung, aber angesichts des vehement antiklerikalen Auftretens der Band auf jeden Fall beachtenswert - und ähnlich der Nazi-Verkleidung von Prinz William und des Ratzinger-Bashings in der britischen Presse neulich ein Beweis für den grandiosen englischen Humor.

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