V.A.

Berlin Super 80 DVD+CD

Es ist schon viel geschrieben worden über die Berliner (Post-)Punk- und New Wave-Szene der frühen Achtziger, und noch frisch ist die Erinnerung an die Erzählungen der Akteure in Jürgen Teipels "Verschwende deine Jugend".

Auf "Berlin Super 80", das mit "Music & Film Underground West Berlin 1978 - 1984" untertitelt ist, gibt es die Bilder dazu, wobei es sich keinesfalls um eine direkte Doku handelt, sondern um ein aus zwei Samplern - einer DVD, einer CD - bestehendes Doppelpack.

Auf ersterer finden sich bei 120 Minuten Spielzeit 17 Kurzfilme, die man, wären sie nicht sämtlich mit Super 8-Material (daher der Titel) gedreht worden, auch als Videoclips bezeichnen könnte.

Manche zumindest, andere sind mehr oder weniger experimentelle Kurzfilme, man befindet sich im Spannungsfeld zwischen Punk und Kunst und merkt schon, welch Unterschied besteht zwischen den hier vertretenen Bands und Musikern wie MALARIA, DIE TÖDLICH DORIS, EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN und MDK einerseits und andererseits den auf dem "Berlin Punk City" vertretenen "echten", weil straßenköterigen Bands.

Einen Diskus darüber, welches nun die "echte" Szene war, halte ich nicht für sinnvoll, und darum geht es hier ja auch nicht - auffallen tut es aber doch. Die Bands, Musiker und Künstler, viele davon frisch in die von der Mauer isolierte Stadt mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre gezogen, profitierten vom Aufkommen der Videotechnik, was teils erstklassige Super8-Technik zu billiger Flohmarktware werden ließ, erschwinglich für jeden, der sich damit beschäftigen wollte.

Entsprechend auch die Ästhetik dieser Kurzfilme, die von musikvideohaften Bewegtbildern über Performances zeigende Aufnahmen bis hin zu allein durch ihre Bilder beeindruckende Filme reichen, nicht zu vergessen die Kurzversion von Jelinskis "So war das SO 36" und Jörg Buttgereits "Mein Papi".

Auf der Audio-CD finden sich dann sechzehn Tracks u.a. von den oben genannten wie auch von SPRUNG AUS DEN WOLKEN, KOSMONAUTENTRAUM, Christiane F, DIN A TESTBILD und anderen mehr. Als Bonus bietet die CD noch eine 300 Fotos umfassende Dia-Show, und nicht zu übersehen ist auch das 100 Seiten dicke, taschenbuchgroße "Booklet" mit Texten zu allen Beteiligten, reichlich Fotos und erläuternden Worten.

Ein exzellent umgesetztes Mammutprojekt, und man wünscht sich direkt eine Fortsetzung, denn nachdem ich bei der Düsseldorfer "Zurück zum Beton"-Ausstellung all die nirgendwo zu bekommenden Punk-Kurzfilme gesehen habe, ist mir klar, dass es hier noch einiges aufzuarbeiten gilt.