BLEIBENDE SCHAEDEN

Hossa mein kleines Leben CD

Käme Mark Everett aus Troisdorf bei Köln, hätte er nicht die EELS gegründet, sondern würde wohl bei den BLEIBENDEN SCHAEDEN seiner Arbeit nachgehen, großartige Texte in wunderbare Musik zu packen. Selbigen Genius hat auch David Goliath alias Dietmar Schmeil in sich, der zusammen mit seinem Partner Gerhard Gottesfurcht nach eigener Aussage seit 20 Jahren als Deutschlands unbekannteste Band agiert, was bestimmt auch daran liegt, dass es sich bei "Hossa mein kleines Leben" um das Debüt handelt.

Als Verstärkung haben sich die beiden noch Jens Streifling ins Boot geholt, der sonst nicht unbedingt mit derartiger Musik in Verbindung zu bringen ist, spielte und textete er doch früher bei BAP und ist mittlerweile festes Mitglied bei den HÖHNERN.

Nun ja, als Multiinstrumentalist, und hier zuständig für Bass, Gitarre, Keyboards, Bläser, Mandoline und Mundharmonika, gibt es dafür also bestimmt mindestens sechs gute Gründe. Natürlich haben die SCHAEDEN mit den gerade genannten Bands nur die Heimatstadt gemein.

Tatsächlich wird hier ein Seil gespannt, welches sich zwischen Powerpop und Deutschrock spannt. Da Letzteres eher in die Kategorie Schimpfworte gehört, gebe ich noch eine gute Prise Post-Punk obenauf.

Vielleicht drückt ja gerade der Künstlername von Dietmar Schmeil am besten aus, zwischen welchen Welten sich die SCHAEDEN bewegen. Ganz groß und seinesgleichen suchend sind vor allem die Texte.

Sätze wie "doch in dieser Welt, taug' ich nicht zum Held" zeugen nicht nur von einer brillanten Klarheit, sondern geben auch eine Sicht wieder, die sich mit dem allgemein Gebotenen nicht abzufinden gedenkt, wenngleich ihr nichts anderes übrig bleibt.

"Meine Gedanken, sie schwanken, auf der Suche nach dem Sinn, dem großen Sinn. Sie tauchen ein, in immer tiefere Sphären, doch ich geb' mich dem Tristen hin." Kann man eine Weltsicht, die äußeren Einflüssen gegenüber macht-, aber nicht meinungslos ist, schöner ausdrücken? Ja, direkt zwei Songs später.

"Immer wenn ich um Fassung ringe, sagst du die meisten Dinge sind nicht so schlimm wie ich sie seh'. Du willst mit mir heut' Tanzen gehn, doch mir ist mehr nach Kurt Cobain." Das kann man musikalisch sehen, wie auch weltlich.

Es spricht mir auf jeden Fall aus dem Herzen. (36:36) (09/10)