DOC SCHOKO

Große Straße CD

Komische Sache, das: Irgendwie war ich immer wieder über den Namen des Herrn Dr. Schoko gestolpert, aber bei näherer Betrachtung ging das selbstproduzierte Album von vor zwei oder drei Jahren an mir vorbei.

Kann passieren. Vielleicht landete es aber wegen Ignoranz und flüchtiger Betrachtung in der "Kiste des Grauens", die bei uns in der Ecke steht. Wäre gemein, denn verdammich, irgendwie gefällt das hier, obwohl es komisch ist: Ein Typ mit Stephan Remmler-Stimme, will heißen, der kann gar nicht so richtig singen, der spricht mehr, mit einem sonoren Organ, das auch zu einem Pfarrer oder Therapeuten gehören könnte.

Und dann die Musik: Keine Alleinunterhaltung wie der Olli Schulz, den ich irgendwie nicht so richtig toll finde, sondern so komischen Punk. Also nicht richtig punkig, sondern eher vom Gefühl her.

Teilweise mit Musikern von S.Y.P.H. zusammen eingespielt. Und siehe da, zu deren Hit "Industrie-Mädchen" sehe ich durchaus eine Parallele. Oder "Ohnmacht", was für ein Song: hat was von Western-Dramatik, und man erwartet beinahe die Kaugummi-Stimme von Stan Ridgway um die Ecke biegen zu sehen, tut sie aber nicht.

Doc Schoko, das ist die Soloplatte des Sängers einer alten, legendären Punkband, nur fehlt die hier seltsamerweise noch. Verdrehte Welt. Und die Texte. Einfach gut. Kein saudummes Deutschpop-Geschwülste, kein TOCOTOMTECAR-Geschwurbel, sondern einfach Sätze, die da so stehen und die man da so stehen lassen kann.

Mal lustig, mal nicht. Oder auch albern, siehe "Kleiner Frosch". Oder schnell, wie das nach französischem Elektropunk von anno Dingens klingende "Funke". Ausprobieren, ist gut. Punk, ey. (40:22) (08/10)