WHITE STRIPES

Get Behind Me Satan 2LP/CD

Manchmal ist es ja schön, eine Besprechung Wochen nach allen anderen zu schreiben. Da kann man dann rückblickend Reaktionen beobachten, wie etwa diese, dass das fünfte Album unserer geschätzen Duos doch recht wirkungslos verpuffte.

Kommt mir zumindest so vor. Die Reaktionen waren lange nicht so euphorisch wie bei "Elephant", und nach kurzer Berichterstattung zum Releasedate Anfang Juni war das Thema auch schon wieder aus den Blättern verschwunden.

Die WHITE STRIPES, ein Strohfeuer? Sicher nicht, aber der jedes vernünftige Maß überschreitende Hype, der die Band die letzten drei Jahre umgab, hat sich auf ein Normalmaß reduziert und erlaubt wieder den Blick auf das Wesentliche.

Und das stellt sich im erfreulich reduziert gehaltenen Info von den allgemein zugänglichen Fakten her so da: Jack White hat produziert, aufgenommen wurde im heimischen Detroit, dreizehn eigene Songs gibt's.

Man schrieb die Songs an/mit Piano, Akustikgitarre und Marimba, und Piano gibt's auch auch auf den finalen Aufnahmen immer wieder zu hören (was manche Songs ungeheuer düster macht und teilweise an THE PAPER CHASE erinnert), E-Gitarre aber nur bei drei Tracks.

Sonst noch was? Ja, man merkt den WHITE STRIPES an, dass sie hier versucht haben auszubrechen, alles anders zu machen als bisher, nicht die fünfte gleiche Platte zu veröffentlichen und sich so vom Erwartungsdruck von Fans und Presse zu lösen.

So führt die Tour, die unmittelbar auf den Release folgte, auch entgegen allen Marketingregeln nicht durch die üblichen Medienstädte, sondern in Orte und Länder, wo man noch nie war, was in Europa zu Shows im Osten und Südosten führte.

Interessantes Konzept, eher unbequem, und dafür verdient die Band auch Respekt. Ebenso für dieses Album, das eben keine sichere Bank ist, das mit vertrauten WS-Hörgewohnheiten bricht, düsterer, gebrochener, kaputter klingt als alles vorherige, aber dann doch auch wieder vertraut, denn so ganz kann und will man ja auch nicht aus seiner Haut.

Aber auch kein ganz großer Wurf, denn dazu klingt "Get Behind Me Satan" dann auch wieder zu, nun, unspektakulär. (07/10)