XBXRX

Sixth In Senses CD

Wie gut, dass ich mich gestern Abend nicht betrunken habe. Eine Platte wie diese verkatert besprechen zu müssen, das muss die Hölle sein. Musik wie direkt am Nerv angesetzte Zahnarztbohrer, CD gewordene chinesische Wasserfolter, Nervfaktor 100 - und auch das hat was mit Alkoholkonsum zu tun: Man weiß, dass es einem davon sicher schlecht gehen wird, hat aber trotzdem perversen Spaß daran.

Vor vier Jahren erschien das Debüt auf 5RC, seitdem eine ganze Latte von Singles auf diversen Labels, unter anderem auch auf GSL, wo ich dieses Album eher für passend empfunden hätte als bei Polyvinyl, die ja nun doch für eher ruhige Klänge und klassischen Indierock bekannt sind.

Produziert hat die 18 "Songs" der notorische Weasel Walter, den man ja von seiner Arbeit mit ARAB ON RADAR, FLYING LUTTENBACHERS und vielen anderen kennt. Als die Band 1998 in Mobile, Alabama gegründet wurde, waren die Beteiligten, so will es die Legende, gerade mal 15.

Sieben Jahre später dürfen sie trinken, sind nach San Francisco umgezogen und haben eine ganz andere Struktur, denn, wie man hört, ist XBXRX eine sehr offene Band mit ständig wechselnder Besetzung.

Was den Reiz auch dieses Albums ausmacht? Ja, irgendwie die Lust sich zu quälen, durch die 25 Minuten durch zu kommen, wie jemand einen Marathonlauf nur unter größten Qualen durchsteht, aber irgendwie ist das Gefühl danach gut.

Zudem haben die Songs trotz hohen Noise-Faktors, viel Gezirpe und Geschrei (allerdings kein hysterisches Gekiekse, sondern cooles Stakkato-Shouten) einen hardcorigen Grundansatz, ja rocken einfach, sind pure Aggression.

Wer MELT BANANA, FANTÔMAS und Co. erträgt, der hat auch hieran Spaß. So, und ich stocher jetzt mit einer Nadel etwas an meinem empfindlichen Backenzahn herum. Jaaaaauuuuuuuuu!!!! (25:33) (08/10)