MISFITS MEET THE NUTLEY BRASS

Fiend Club Lounge CD

Das "Lass uns ein paar olle Schinken nehmen und die ordentlichen verpunken"-Prinzip ist uralt, und wenn man sich die unsäglichen ME FIRST AND THE GIMME GIMMES ansieht, wohl auch nicht totzukriegen. Bei "Fiend Club Lounge" wurde die Sache mal umgedreht.

Der hinter THE NUTLEY BRASS steckende Sam Elwitt stammt ursprünglich aus der New Yorker Punkrock-Szene, entdeckte aber vor Jahren seine Liebe zur Instrumentalmusik der Fünfziger und Sechziger sowie zum Jazz und begann unter dem Namen THE NUTLEY BRASS Musik in genau diesen Stilen zu spielen.

Für das Label Shimmy Disc nahm er dann 1995 eine Platte auf, auf der er Songs der Künstler des Labels - unter anderem Daniel Johnston und BONGWATER - coverte. Kurz darauf versuchte er sich auch an Songs der RAMONES, was in zwei Singles und einem Album mündete.

Auch ein Album namens "Beat On The Brass" mit Songs von den BUZZCOCKS, HEARTBREAKERS und anderen hat Elwitt aufgenommen. Und jetzt waren die MISFITS dran, von THE NUTLEY BRASS neu interpretiert zu werden.

Und das funktioniert erstaunlich gut. Ich habe beim Hören doch tatsächlich meinen Fuß mehrmals beim Mitwippen ertappt. Und das, obwohl man mich normalerweise mit dieser Easy Listening-Scheiße jagen kann.

Cocktails, Tiki-Kult, instrumentaler Sixties-Sound und hippe Studenten: Treffen solche Dinge in dieser Kombination aufeinander ist das schlimmer als die Pest und alle Partys, die schon im Vorfeld den Anschein haben, gerade dieses zu bieten, sind tunlichst zu vermeiden.

Menschen, die James Last "kultig" finden, ist nicht nur für die Verwendung dieses fruchtbaren Wortes sofort die Lebensberechtigung zu entziehen. Warum aber ausgerechnet "Fiend Club Lounge" wirklich Spaß macht, kann ich mir nicht erklären.

Vielleicht liegt es daran, dass Elwitt MISFITS-Songs wie "Skulls", "Some kinda hate" oder "Teenagers from mars" respektvoll in Lounge-Songs verwandelt, sie aber nicht veralbert hat. Man merkt, dass dem Mann die Songs etwas bedeuten, dass er versucht hat, den Originalen gerecht zu werden und sie nicht bloß anders zu vertonen.

Da steckt viel Liebe zum Detail drin, wie die sporadischen Background-Chöre oder die sehr differenzierte Instrumentierung zeigen. Experiment gelungen, einen zweiten Teil flott nachschieben, bitte.

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