KLAUS SCHULZE

Moonlake CD

Klaus Schulze gehört wohl unbestritten zu den wenigen wirklich legendären Musikern, die Deutschland hervorgebracht hat, neben Leuten wie Holger Czukay von CAN, KRAFTWERK oder den beiden Exzentrikern Michael Rother und Klaus Dinger von NEU!, um ein paar zu nennen.

Mit Bands wie TANGERINE DREAM and ASH RA TEMPEL brachte Schulze in den 70ern moderne elektronische Musik erst auf den Weg, in Zeiten in denen Synthesizer noch unbezahlbar waren, während heute jeder Volltrottel am Computer irgendwelche redundanten Sounds erzeugen kann, ganz zu schweigen von den Untiefen dieser ätzenden DJ-Culture.

Auch wenn mein erster Kontakt zu Schulze und TANGERINE DREAM vor allem über ihre Soundtracks Ende der 70er und Anfang der 80er durch Michael Manns "The Thief" und "The Keep" oder William Friedkins "Sorcerer" stattfand - die der Kenner allerdings zu ihren schwächeren Arbeiten zählt -, lag hier immer noch etwas von musikalischer Revolution in der Luft, was auch für Schulzes Solo-Soundtrack-Arbeit gilt, zum Beispiel für den Lasse Braun-Porno "Body Love" oder Gerald Kargls verstörenden Serienkillerfilm "Angst" von 1983, der vielleicht sogar mal in absehbarer Zeit auf DVD erscheint.

Allerdings musste Schulze ebenso wie KRAFTWERK damit leben, dass man in den 90ern nicht mehr wirklich entscheidende musikalische Impulse setzen konnte und eher dem Zeitgeist hinterhinkte beziehungsweise die elektronische Dancemusic nachäffte, die man an sich mal initiiert hatte.

Und so wirkt auch "Moonlake", Schulzes aktuelle Platte, im ersten Moment wie eine dieser Entspannungs-Ambient-Platten für Akademiker mit Hang zur Esoterik, die dazu ihre Duftkerzen anzünden können, wo man persönlich dann doch lieber zu einer MOUSE ON MARS-Platte greift, die dagegen noch richtig Punk sind.

Allerdings gelingt es Schulze bei den vier zwischen 10 und 30 Minuten dauernden Stücken dann doch irgendwie - der Mann weiß halt, was er da tut -, eine gewisse spannende und entspannende Atmosphäre zu erzeugen, die durchaus faszinierend anzuhören ist, aber eben nicht mehr den Novelty-Charakter seiner Arbeiten aus den 70ern besitzt und immer dann extrem abflacht, wenn er zu den üblichen standardisierten Beats greift.

Die berühmte durchwachsene Angelegenheit also und vielleicht eher Anstoß, sich noch mal intensiver mit Schulzes früherem Werk auseinander zu setzen - soweit noch nicht passiert -, es sei denn man gehört zu der Sorte von Leuten, die auch meinen, jede neue Stones-Platte kaufen zu müssen, wobei es Schulze dagegen natürlich immer noch eher gelingt, wirklich innovative Klänge zu erzeugen, denn sein musikalisches Spektrum ist deutlich offener und experimentierfreudiger.

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