DIAMOND NIGHTS

Popsicle CD

Wenn es heute unter subkulturell sozialisierten jungen Menschen als cool angesehen wird, mit strähnig-fettigen, bis in den Nacken reichenden Haaren den Slacker zu geben, dann kann auch keiner einer Band wie DIAMOND NIGHTS den Vorwurf machen, einem schlimmem Früh-Achtziger-Rock-Revival Vorschub zu leisten.

Ganz haben sie den Schritt zwar noch nicht gewagt, LOVERBOY, SAGA, ASIA und Co. zu coolen Vorbildern zu stilisieren, doch wenn, wie hier zitiert, das Vice-Magazin aus den USA postuliert "If you don't agree that this s**t rules, you're a crazy person", dann bekomme ich es mit der Angst zu tun.

Hier feiern Schwartenrocker wie THIN LIZZY, T.REX, später Billy Idol, Retro-Meister wie SMOG und URGE OVERKILL fröhliche Urständ' (man gebe sich nur mal "Needle in the rice", dieser Eunuchengesang, argh!), und man kommt sich beinahe vor wie der letzte Überlebende in "Dawn Of The Dead", umringt von Rock-Zombies.

Dabei jedoch stellt man sich ständig die Frage, ob das alles nur ein witziger Alptraum ist, ob man sich mal eben zwicken kann und dann unbeschadet aufwacht. Nach der "So Fantastic"-12" vom Frühjahr hat das Trio aus New York City nun also sein Album raus, und der Vorwurf der Scharlatanerie lässt sich nicht so leicht aus der Welt räumen.

Andererseits kann einen geschmacklich gefestigten Menschen so einer Platte nicht wirklich aus der Bahn werfen, ist sie so etwas wie der jährliche geheime Puffbesuch für den sonst treuen Familienvater, das vereinzelte McDonalds-Mahl für den Vollwertköstler, der Sex mit der Haushälterin für den Katholen-Pfaffen: Man muss halt auch mal sündigen dürfen, Sünde macht Spaß und allein das zählt.

"The girl's attractive" sticht da als schon vorab veröffentlichter Hit im Idol-liken "Sweet sixteen"-Gewand mit Synthie-Spielereien reichlich untypisch hevor und taugt zum Tanzflurfeger auf jeder Studi-Party.

Hat was, aber in Sachen Rockmusikzitatverbrater sind mir TURBONEGRO als schmierig grinsende Schelme dann doch noch lieber. Mein Gefühl sagt mir nämlich, dass DIAMOND NIGHTS wohl doch eher ein Strohfeuer bleiben werden.

(38:35) (7)