GOGOL BORDELLO

Gypsy Punks - Underdog World Strike CD

Album Nr. 3 der Zigeuner-Band - komisch, dass in den sonst so P.C-bedachten USA keiner ein Problem mit dem Begriff "gipsy" hat - aus New York City, die zwar schon seit Ende der Neunziger aktiv ist, aber erst jetzt davor steht, den Durchbruch zu schaffen.

Zentrale Figur und Bandgründer ist Eugene Hütz, ein aus der Ukaine stammender Musiker und Allround-Künstler, der in der neuen Heimat New York seine Version von Punkrock in Szene setzte, eine Verbindung aus osteuropäischer Folklore, Ska und Punk (und auch noch südamerikanische Rhythmen, Dub, Elektronik, Salsa und weiß der Teufel was alles - so wie es eben klingt, wenn man irgendwo in einem NYC-Einwanderer-Viertel an einem heißen Sommerabend mitschneidet, was da aus offenenen Wohnungs- und Autofenstern dröhnt), mit gewissen Parallelen zum Schaffen des allmächtigen Goran Bregovic ("Underground").

Das wiederum erinnert immer wieder an die ebenfalls aus Brooklyn stammenden THE WORLD/INFERNO FRIENDSHIP SOCIETY, beide Bands ähneln sich wirklich verblüffend, wobei Eugene aber der markantere Sänger ist, mit seinem harten, osteuropäischen Akzent.

Und wie TWIFS sind auch GOGOL BORDELLO (Gogol ist/war ein ukrainischer Schriftsteller) eine "Big Band", acht Mann stark, die es braucht, um Harmonika, Fiedel und diverse selbstgebaute Instrumente zu bedienen.

Dabei steckt die Band - das Auge isst mit - in von der Designerin Rachel Comey entworfenen Kostümen, man bemüht sich um ein artistisches Beiprogramm, und da wundert es nicht, dass zumindest vor Ort in New York City die Band mittlerweile einen recht hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat.

Und so kam es wohl auch, dass unlängst Schauspieler Elijah "Frodo" Wood auf Hütz & Co. aufmerksam wurde und diesen als Darsteller für die Hautrolle des Films "Everything is illuminated" ins Gespräch brachte - mittlerweile war "Alles ist erleuchtet" in den deutschen Kinos zu sehen.

"Gypsy Punks" ist ein rundum begeisterndes, kunterbuntes mitreißendes Album, das klingt wie live eingespielt, und man hat förmlich alkoholgeschwängerte Kneipenszenen vor sich, so ansteckend ist die gute Laune, die hier verbreitet wird.

Dabei wiederum sind die Texte alles andere als Lalala, sondern in krudem Englisch verfasste Kurzgeschichten aus einem alles andere als einfachen Leben, sowas wie der Grundstock zu einem Episoden-Roadmovie, den vorzugsweise Jim Jarmusch drehen sollte.

Und vor allem ist "Gypsy Punks" eines nicht: schmusiger Stadtfest-Alternativ-Hippie-Folk. (63:34) (9) (Ein Track dieser Platte war auf der Ox-CD zu hören.)