KILL THE HIPPIES

Erectospective 2CD

"77 songs in all - it's more than anyone deserves". So ganz unrecht haben KILL THE HIPPIES aus Kent, Ohio mit dieser Aussage über ihre Quasi-Werkschau "Erectospective" nicht. Das ist in dieser geballten Form teilweise schon ein ziemlicher LoFi-Overkill, den es da auf zwei CDs zu hören gibt.

Die Band um Sänger und Gitarrist Matt - der gerne mal Schnauz trägt - und Sängerin und Bassistin Melissa hat seit ihrer Gründung 1993 ungefähr genau so viele Schlagzeuger verschlissen wie sie Jahre alt ist und in dieser Zeit einiges an Vinyl und CDs veröffentlicht, von dem sich jetzt ein Teil auf dieser Compilation wieder findet.

Die erste CD beinhaltet alle Singles und Samplerbeiträge, auf der zweiten gibt's bisher unveröffentlichte Sachen und altes Demo-Zeug und das alles in, wie schon erwähnt, teils etwas bescheidener Soundqualität.

Aber Musik, wie sie KILL THE HIPPIES machen, bedarf auch nicht unbedingt eines cleanen Sounds, da kann es ruhig mal ein wenig knarzen und scheppern und sich dadurch anhören, als wäre sie wirklich zu der Zeit aufgenommen worden, an der sich KILL THE HIPPIES musikhistorisch gesehen orientieren.

Aufs Wesentliche reduzierter 77er Punkrock, ein wenig New Wave, aber auch simpel-derber Ami-Punk der frühen Achtziger finden sich in ihren kurzen Songs wieder, die, zwar durchgehend mit eingängigen Melodien versehen, auch immer wieder mal mit unerwarteter Dissonanz und Sperrigkeit überraschen.

Auch das clevere Songwriting und der coole Wechselgesang Matts und Melissas können voll und ganz überzeugen. KILL THE HIPPIES sind also eine ganz hervorragende Band, die durchaus den Zeitgeist trifft - und das eigentlich schon taten, bevor es ihn gab - komischerweise kennt sie gerade hierzulande keine Sau.

Ich habe KILL THE HIPPIES in diesem Heft jetzt nun zum dritten Mal abgefeiert und bitte darum, nein, ich befehle, ihnen eine Chance zu geben. (08/10)