ANTITAINMENT

Cooler Plattentitel LP/CD

Scheiß Plattentitel, aber Hauptsache endlich mal eine Platte. Nachdem schon BURZUM und MANOWAR auf zwei EPs ihr Fett wegbekommen hatten, wird nun auf dem ersten Longplayer zum Rundumschlag ausgeholt. Diesmal bleibt auch die eigene Szene nicht verschont: lethargisches Konzertpublikum (bei "Themesong"), Emo-Heulsusen ("You'd never drown in a river of tears cause your eyeliner isn't waterproof") und Quoten fordernde Deutschrocker ("Dialektik der Aufwärmung") werden zu Recht verbal massakriert, Und zwar mit Witz und Stil, da hat sich wohl das Germanistikstudium bezahlt gemacht.

Aber nicht nur textlich, sondern auch musikalisch halten ANTITAINMENT einem den Spiegel vors Gesicht, geben schamlos jedes billige Klischee aus dem Metal-, Punk- und Hardcore-Metier zum besten (Ist das ein CLAWFINGER-Riff bei "Ich mag Menschen"?), da muss man sich nur mal den Breakdown am Ende von "Themesong" anhören: "Und zum Schluss gibt's auch noch was zum Mitsingen." Bei jeder normalen Mosh-Truppe wäre an so einer Stelle die Hölle los, bei ANTITAINMENT schämt man sich, jemals fingerpointend durch den Konzertsaal gehüpft zu sein.

Die käsigen Orgel- und Synthie-Sounds, die immer dort auftauchen, wo eigentlich eine Bratgitarre hingehört, sowie das absurde Highspeed-Geknüppel machen das Rummelplatzfeeling perfekt. Natürlich nur für Leute, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen und nicht gleich kotzen müssen, nachdem sie drei Fahrgeschäfte ausprobiert haben.

Und wer jetzt denkt, dass sei hier alles nur Kasperletheater, wird sich wundern, wie gut dieser Bad Vilbeler Dilettantenverein zusammenspielt. Denn trotz allem albernen Spackentum, höre ich bei ANTITAINMENT auch Anleihen "ernst zu nehmender" Punkbands wie TURBOSTAAT oder EL MARIACHI.

Nur ohne Pathos, der ist verboten. (25:31) (08/10)