TIM BARRY

Laurel Street Demo 2005 CD

Ich hab irgendwie das Gefühl, dass dieses Singer/Songwriter-Ding vor ein paar Jahren noch schnarchigen, dürren, streng und adrett frisierten Milchbubis vorbehalten war, die sich mit langweiligem Gelaber über ihr gebrochenes Herz an jeder Ecke anbiederten.

Schön, dass sich das wohl geändert hat und mittlerweile viele alte, fette Männer zur Akustikgitarre greifen und einen Schwank aus dem bzw. ihrem Leben erzählen. Auch Tim Barry, vielen sicherlich bekannt als Sänger der Punks von AVAIL, reiht sich hier ein und liefert mit seinem ersten Solo-Output auf dem deutschen Dancing In The Dark-Label die perfekte Ergänzung zum letzten RUMBLESEAT-Album.

Der Typ kommt ja aus Amerikas Süden (Richmond, Virginia) und so klingt das dann auch. Ich sehe vor mir einen Bier trinkenden, leicht fertig aussehenden Kerl, der mit einer Hand voll Freunden vor seinem ziemlich kaputten Haus sitzt und dazu ein paar Songs aus dem Ärmel schüttelt.

Rednecks fahren ab und zu in alten, verrosteten Pick-ups vorbei. Staubig ist es, der Hund liegt müde in der Sonne und bräunt sich die Nase. Barry fing an, alleine Musik zu machen, da er Sachen schrieb, die mit AVAIL nicht umzusetzen waren.

Die acht Songs auf "Laurel Street Demo 2005" sind eine Auswahl dessen, was über die Jahre entstand. Rauh, intim, ruhig und bodenständig. Zwischen einem unrockigen Springsteen, Cash und Punk ohne Strom.

Es werden Dinge erzählt, die du vielleicht kennst, wenn du auch manchmal nicht weißt, woher die nächsten zwei bis drei Monatsmieten kommen sollen, wenn dich die alltäglichen Hürden des Lebens fast zum Verzweifeln bringen, dir die Müdigkeit nicht fremd ist ...

Und die Sonne am nächsten Tag trotzdem wieder aufgeht und das ziemlich geil ist. Guter Sänger, schöne Musik. Ich werde diese CD noch sehr oft hören. (25:22) (08/10)