GENE LOVES JEZEBEL

Exploding Girl CD

Michael Ashtons Version von GENE LOVES JEZEBEL ist zurück. Sieben Jahre sind seit "Love Lies Bleeding" vergangen, dem Comeback-Album, das beinahe parallel zu dem seines Zwillingsbruders Jay erschien. Vorangegangen war ein Bruderzwist, denn die 1980 gegründete englische Band mit dem markanten Sound, die einst im Wave/Goth-Umfeld angesiedelt war und Mitte/Ende der Achtziger in den USA großen kommerziellen Erfolg gehabt hatte, zerstritt sich auf der "Reunion"-Tour 1997 wieder und beide Brüder beanspruchten fortan den Namen für sich und veröffentlichten auch Platten.

Bis schließlich ein Gericht Michael den Namen zusprach - der Stimme der Band, denn die frühen Songs hatte Jay geschrieben. Zwei Jahre nach "Love ..." veröffentlichte Michael ein weiteres Album, und mit "Exploding Girl" kommt jetzt, nach einer längeren Pause, wieder ein neuer Longplayer.

Dessen Titel lässt unweigerlich an Bilder aus dem Irak oder Palästina denken, und in der Tat, genau auf ein solches Vorkommnis bezieht er sich: Das "explodierende Mädchen" hieß Wafa Idris und war die erste Frau, die sich selbstmörderisch in die Luft sprengte.

Keine Heldin für Ashton, aber ein schockierend faszinierender Charakter, den er im Titelsong zu ergründen versucht. Sowieso ist die Platte eine erstaunlich Politische für eine Popband, drehen sich andere Texte um die Situation von Frauen im Irak ("2 hungry women") oder erneut um Israel/Palästina: "Jenin" handelt von der Friedensaktivistin Rachel Corey, die von einem Armee-Bulldozer überrollt wurde.

Drei Lieder über Frauen? Das riecht nach Konzept, und in der Tat bestätigen Aussagen im beiliegenden Presseinfo, dass Ashton das Album dem Einfluss von Frauen auf sein bzw. das Leben allgemein gewidmet hat.

Die markante Stimme Ashtons ist hier das deutlichste Erkennungsmerkmal, sie stellt die Kontinuität sicher von den ersten Aufnahmen von Anfang der Achtziger bis jetzt, während musikalisch der fiebrige Wave/Goth-Rock der Achtziger längst einem mal lockeren, elektronischen, mal indierockigen Sound gewichen ist, der durchaus eigenwillig und eigenständig ist.

Ein unspektakuläres, durchdachtes, schönes Album. (61:09) (07/10)