PLACEBO

Meds CD

Warum gibt es ein neues Album von PLACEBO? Haben Brian Molko und Gefährten nicht mit jedem ihrer Alben, die Grenzen des Britpops bzw. des Alternative Rocks dermaßen weit aufgesprengt, so dass sie nun an den gigantischen Erwartungen nur scheitern können? Keineswegs, denn "Meds" hat die ungeheure Kraft, seinen Hörer durch emotionale Berg- und Tallandschaften zu schleudern, nur um ihn dann am Ende irgendwo zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Depression hängen zu lassen.

Der Opener "Meds" wirkt anfangs wie eine Akustikversion von "Every you every me", schlägt dann aber bald in einen rockig-punkigen Melancholie-Smasher um, wie er PLACEBO-typischer kaum sein könnte.

Dies gilt für das gesamte Album, es bietet all das in Reinform, wofür PLACEBO stehen; sozusagen eine Best-of-Platte, die alle Trademarks, welche diese Ausnahmeband auszeichnen, schlüssig vereint.

Sei es die Energie des Punkrocks oder die glaubwürdige Emotionalität und Melancholie, die durch eine Kategorisierung wie Alternative Rock gar nicht mehr zu erfassen ist. Auffallend ist der Einfluss aus dem Electronica-Genre, der etwas ausgebaut wurde.

Wie schon auf dem letzten Album "Sleeping With Ghosts" fügen sich diese elektronischen Spielereien jedoch nahtlos in das Rock-Gebilde PLACEBO ein und betonen wunderbar die düsteren Stimmungstäler der Platte.

"Meds" hat zwar auch einige Songmomente, die den geschulten Hörer an alte PLACEBO-Aufnahmen erinnern, doch das verzeiht man einer Band mit solch einem Output nur allzu gerne. Es gibt Kapellen, die mich alle Bedenken wegen Major-Zugehörigkeit oder Mainstream-Affinität vergessen lassen; Bands, die sich nicht der medialen Öffentlichkeit anbiedern, sondern schlicht und einfach so verdammt gute Songs schreiben, dass der Mainstream gar nicht anders kann, als sie zu thematisieren.

Dass PLACEBO eine dieser Bands war und ist, beweisen sie eindrucksvoll aufs Neue mit "Meds". (48:28) (09/10)