GREG GRAFFIN

Cold As The Clay CD

Greg Graffin kennt man als die (unverkennbare) Stimme von BAD RELIGION, doch dass in ihm noch mehr steckt als "nur" der Sänger einer Punkrock-Band zu sein, das bewies er mit seinen Universitätsabschlüssen in Geologie und Evolutionsbiologie (was seine scharfen Kommentare beim Konzert in Sachen "Intelligent Design" erklärt), das merkt man seinen scharfzüngigen, aber wohl formulierten Texten an - und das beweist er mit seinem neuen Soloalbum.

Ein erstes hatte er 1997 unter dem Namen AMERICAN LESION veröffentlicht, und mit "Cold As The Clay" ist jetzt sein neues Solowerk erschienen, das freilich so "solo" gar nicht ist, waren doch drei WEAKERTHANS-Mitglieder im Studio seine Backing-Band, begleitete ihn teils Anti-Labelkollegin Jolie Holland.

Und doch funktionieren seine Lieder auch im Alleingang, was ein paar wenige Auserwählte im Mai anlässlich zweier Konzerte in Deutschland feststellen konnte. Da spielte der BAD RELIGION-Frontmann wahlweise E-Piano oder Gitarre, begleitete sich phasenweise auf der Mundharmonika und coverte sich auch ein paar Mal selbst, wobei die BAD RELIGION-Songs sich auf mysteriöse Weise in folkig-countryeske Lagerfeuer-Nummern verwandelt hatten.

Ungefähr die Hälfte der Lieder auf "Cold As The Clay" sind Eigenkompositionen, die anderen Neuinterpretationen US-amerikanischer Traditionals aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert, und die überraschende Erkenntnis des Konzertabends (die beim Hören des Albums verifiziert wird) war, wie nah sich die Traditionals und die BAD RELIGION-Nummern sind.

Mit dem Opener "Afraid to run" hat Graffin einen echten kleinen Hit geschrieben, den man sich als Zugabe auf zukünftigen BR-Shows wünscht, und sowieso machte der Herr solo eine so gute Figur, dass man auch eine Tour zusammen mit den WEAKERTHANS für vorstellbar hält.

Ein schönes Album, das mehr ist als "nur" die Soloscheibe des Sängers einer bekannten Punkband. (37:33) (9)