VERSUS THE MIRROR

Home CD

Ein junges Quartett aus Arizona wird von der Frage umgetrieben, ob es seinen organischen Live-Sound auch ohne die drohende Überproduktion auf Band bringen kann, und Equal Vision wäre kein Label für das Außergewöhnliche, wenn es VERSUS THE MIRROR nicht den passenden Produzenten zur Seite stellen könnte: Bob Hoag, selbst Nostalgiker vom Scheitel bis zur Sohle; er fährt alte Autos und zieht sich kurioserweise auch an, als ob die vierziger Jahre gerade ihren Höhepunkt erreicht hätten.

Er unterstützt die Band in ihrem Vorhaben, das Album analog aufzunehmen, und für den Laien mag das jetzt spleenig klingen, doch wer sich etwas mit Verstärkern und Gitarren auskennt, weiß, dass die Optimierung der Technologie den Instrumenten und Amps nicht selten das Leben und die Seele ausgesaugt hat.

VERSUS THE MIRROR haben Röhrenverstärker und alte Hallgeräte dazu benutzt, ihren relativ modernen Screamo mit Geröchel noch authentischer klingen zu lassen. Der vielschichtige Sound der Band entsteht durch kräftiges Geschrammel, atmosphärische Gitarren-Interludes, einfallsreiche Basslines und virtuose Arrangements.

Trotz allem ist "Home" ein Hardcore-Album, nur eben eines mit einer ganz eigenen Note, da die krachigen Song eben nicht bis zur Unkenntlichkeit aufpoliert wurden, sondern man diese gewisse Spannung in der Luft spürt, die das Album zugänglich macht.

Wohingegen die Mehrheit der Gruppen momentan ein Faible für Breaks und Umbrüche hat, ziehen VERSUS THE MIRROR es vor, idyllische Gitarrenpassagen einfließen zu lassen und den Reverb-Knopf dabei bis zum Anschlag zu drehen.

Zwölf Lieder, die der Gruppe alle Ehre machen und dem Hörer enorme Abwechslung bieten. Auch ein schöner Kurzfilm über die Aufnahmen ist auf der CD enthalten. Eine sehr lohnende Angelegenheit.

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