CHARLES DE GOAL

Algorhythmes/Revolution 2CD

Mitte der Achtziger war das französische New Rose-Label eine sichere Bank, wenn es um Punk und Wave ging, so ziemlich jeder Release des Labels war exzellent, und so gehörte das Debüt-Album von CHARLES DE GOAL (wie aus dem Interview hier im Ox hervorgeht eher ein Ein-Mann-Projekt) und da speziell der Opener "Exposition" zum Dauerbrenner in jeder "Indie-Disco".

Nun, Geld war knapp, man nahm reichlich Cassetten auf damals, und als ich dann Jahre später die Platte selbst besitzen wollte, war New Rose längst Geschichte und die LP unauftreibbar. Doch vor ein paar Jahren dann machte ich meinen persönlich wichtigsten Flohmarkt-Fund, kaufte die LP in exquisitem Zustand für schlappe 5 Mark und war glücklich.

Kurze Zeit später dann fand sich eine erste französische Digitalversion des Albums bzw. eine Zusammenstellung mit den meisten Songs des Albums, und jüngst erschien nun eine remasterte Version des französischen Electro-Punk-Meilensteins von 1979/80, ergänzt um das bislang unveröffentlichte Album "Revolution", das in den Jahren 1989-91 entstand.

Auch in den Jahren dazwischen war CDG nicht untätig, nahm diverse weitere Alben auf, die allerdings noch der Neuauflage bedürfen. "Algorhythmes", das von Bands wie KRAFTWERK, DAF, DER PLAN, GANG OF FOUR (deren "Syncro" wird gecovert), XTC oder DEVO beeinflusst wurde, war ein Album, das perfekt zur technologiegläubigen damaligen Zeit passte, war die französische Antwort auf ABWÄRTS' "Computerstaat", und kombinierte Punk-Härte mit technoiden Beats.

"Exposition", "Modem", "Radio on", "Dans le labyrinthe" oder "Ralentissement sur l'autoroute" sind für mich Klassiker, aber auch die Version von Bowies "Hang on to yourself" passt exakt ins (düstere) Bild.

Zehn Jahre später entstand dann "Revolution" (auf dem blutroten Cover droht eine schwarze Guillotine), und man erkennt zwar die Handschrift, doch hatte CDG sich da erkennbar weiterentwickelt: düsterer Wave-Rock/Pop bringt den Sound dieser Jahre wohl ganz gut auf den Punkt.

Für sich genommen und trotz handwerklich guter Arbeit nicht mehr als interessant, aber in Kombination mit dem Klassiker durchaus den ein oder anderen Hördurchlauf wert. Ergänzt werden beide CDs noch durch diverse Bonustracks, und ich vermisse allein eine History im Booklet.

Obwohl: Wenn da eine wäre, wäre sie wohl auf Französisch ... Alles weitere im Interview hier im Heft. (10/10)