ISIS

Clearing The Eye DVD

Was ich heute abend mache? ISIS schauen. Ich schließe die Vorhänge, baue den Beamer auf, knipse das Licht aus, setze mich mit hartem Alkohol aufs Sofa, nehme die Fernbedienung zur Hand und lasse in maximal möglicher Lautstärke Aaron Turner & Co.

für mich auftreten. Nun sind Konzertkonserven ja oft eine eher dröge Angelegenheit, und niemand, der mit ISIS vertraut ist, wird erwarten, dass sich die Bostonians hier zu aufregenderem Stageacting hätten hinreißen lassen als man das auch schon selbst live erlebt hat: Man steht eben eher herum und schüttelt den Kopf als auf der Bühne herum zu rennen.

Das macht die Konzerte zu einer eher statischen Angelegenheit, aber da die Hälfte der Anwesenden sowieso die Augen geschlossen halten und ebenfalls mit dem Kopf wackeln, was durchaus zu Vergleichen mit einer religiösen Zeremonie reizt, ist eine ISIS-Show unter optischen Aspekten- im Gegensatz zu denen ihrer Geistesbrüder NEUROSIS - eher reizarm.

"Kopfkino" taugt da schon besser zur Beschreibung. Und so sitze ich jetzt auf meinem Sofa, folge ISIS durch diverse Konzertmitschnitte aus den Jahren 2001 und 2005, wundere mich stellenweise - wenn ich doch mal die Augen öffne - über die miese Bildqualität und Kameraführung (die aber beide allgemein okay sind), erfreue mich am brachialen Live-Sound, wäre bei den Shows in Los Angeles, New York, Tokio und Sydney (hier gibt es einen 70-minütigen Komplettmitschnitt) am liebsten dabei gewesen, und gebe mir zum Schluss, als Krönung des ISIS-Overkills, noch den Clip zu "In fiction", klicke mich durch die Fotogalerie und Diskografie, blättere das dicke Booklet durch (mit allen Texten), erfreue mich an der geschmackvollen Aufmachung.

Die perfekte Ergänzung zum neuen Album.