POLARKREIS 18

s/t CD

Würde man TALKING HEADS, PULP und ARCADE FIRE zusammenwerfen, hätte man ein schönes Potpourri aus perfektem Pop der 80er, 90er und 2000er, aber vorstellen könnte sich darunter eh keiner was, oder? Also die blöden Vergleiche gleich wieder über Bord, denn die werden bei der Expedition zum Polarkreis eh nicht viel helfen.

Stattdessen am besten das Debüt der Dresdner POLARKREIS 18 eingepackt, das wärmt. Und es beweist, dass Musik aus Deutschland, auch ohne bloß zu zitieren, internationale Größe erreichen kann.

Im Ernst: wären die fünf aus London, New York oder Toronto und nicht aus der Lieblingsopferstadt der Deutschen, sie würden bereits die Titelbilder der Lifstyle-Gazetten als große Hoffnung am Pop-Himmel für das Jahr 2006 zieren.

Denn ihr Elektro/Indiepop kommt so selbstverständlich originell, so zwingend und abwechslungsreich daher, dass der androgyner Gesang im Stile von RADIOHEAD oder SIGUR RÓS und die obligatorischen Streicher dieses Mal wirklich richtig erscheinen.

Wo bei derart pompösem Pop sonst sehr schnell Langeweile aufkommt, reißen POLARKREIS 18 bis zum letzten Song mit, wo sie uns dann am Ende der Reise im endlos scheinenden, gleißenden Weiß stehen lassen.

Nach NOTWISTs "Neon Golden" hat es endlich mal wieder eine Band geschafft, den Sinn entleerten Begriff "sophisticated Pop" mit Inhalt zu füllen und eine Platte geschaffen, die bis ans Ende der Welt als Begleitung dient.

(43:18) (8) (Ergänzung:POLARKREIS 18 ? diese Band geistert ja gerade durch alle Gazetten, von intro bis jetzt.de, als hätte sie den Pop neu erfunden. Ich gebe zu, dass mir die Platte auch ganz gut gefällt, sonst hätte ich sie hier nicht so löblich besprochen.

Wofür aber weder ich noch die Band - und mag sie auch noch so sehr aus dem "Tal der Ahnngslosen" stammen - eine Ausrede haben, ist der Bandname, eigentlich das erste, worauf man achtet. Es bedurfte aber erst eines Altlinken wie Wolfgang Seidel, um mich darauf aufmerksam zu machen, wie problematisch dieser Bandname ist, einerseits aufgrund der Zahl "18", wo es eigentlich sofort klingeln sollte, andererseits, klingt "Polarkreis" nur zu sehr nach nordischer Mythologie, keine Ahnung, was die Band sich dabei gedacht hat.

Ob es Zufall ist oder nicht, da hilft auch der Verweis, dass die Band (vermeintlich) unpolitischen - und der eine oder die andere wird sicher sagen: langweiligen - Pop macht, nicht: so etwas geht nicht! Da sind vielleicht doch einmal wieder Bomben auf Dresden zur Befreiung vor Deutschtümelei nötig ...

Wer kein Flugzeug hat, höre sich einfach die großartige AMEN 81(!)-Platte "X The Hit Pit X an.)