DINOSAUR JR.

Beyond

"Ich empfinde sehr viel Respekt für ihn - aber er spielt einfach viel zu laut, und das hasse ich mehr als alles andere. Ich hasse Gitarristen, die kein Empfinden dafür haben, wie laut sie sind, das ist ein Verbrechen gegen die Musik.

Von daher glaube ich nicht, dass ich noch mal mit ihm zusammen Musik machen kann. Andererseits: Wenn er mich fragen würde, würde ich es tun", antwortete Lou Barlow in einem Ox-Interview 2003 auf die Frage, ob eine DINOSAUR JR-Reunion denkbar wäre.

Nun, scheinbar hat J. Mascis bei Barlow angefragt, denn wie wir wissen, sind DINOSAUR JR vor zwei Jahren im Original-Line-up auf Tour gewesen - mit Barlow am Bass, Murph am Schlagzeug und Mascis als Sänger und Gitarrist.

Und jetzt, zehn Jahre nach dem Ende der Band und sogar 18 Jahre seit dem Ausscheiden Barlows liegt mit "Beyond" tatsächlich ein neues Studioalbum vor. Die wichtigste Frage ist da sicherlich, ob eine der wichtigsten Indie-Gitarrenrock-Bands der späten Achtziger und frühen Neunziger es geschafft hat, an ihre Glanzzeiten anzuknüpfen.

Die Antwort: ja. Selbst die DINOSAUR JR-Fans, die die Frühzeit der Band in Form der ersten drei Alben "Dinosaur", "You're Living All Over Me" und "Bug" vergöttern und die Platten der Neunziger - als DINOSAUR JR mehr und mehr zu einem Soloprojekt Masics' wurden - zumindest registrierten, sollten anerkennen können, dass die Band nicht verlernt hat, Songs zu kreieren, die in kurzer Zeit und schon nach wenigen Durchläufen Klassiker-Status inne haben.

Klar gehen die Mittvierziger auf "Beyond" weniger ungestüm zu Werke als noch vor über zwanzig Jahren - die kakophonischen Momente der Anfangsjahre wurden nicht wiederbelebt - vielmehr knüpfen DINOSAUR JR da an, wo Mascis 1997 die Brocken hinschmiss.

Das heißt, dass "Beyond" durchaus auch eines der "Mascis only"-Alben sein könnte, der Mann hat bis auf zwei von Barlow stammende Songs - die dieser auch singt - alles selbst geschrieben und die Platte auch produziert.

Leider etwas matschig und undifferenziert, was sich vor allem dadurch bemerkbar macht, dass hier - mal wieder - geradezu ein Overkill an Gitarrenspuren und -soli vorherrscht, Barlows Bass meist aber mehr zu erahnen als wirklich zu hören ist.

Und verdammt laut spielt der Kerl immer noch, auch hier also keine Rücksicht auf seinen Bassisten. Mascis' Stimme, seine fantastische Gitarrenarbeit und sein Talent, wunderschöne leise als auch laute Rocksongs zu schreiben sind also weiterhin Trademark von DINOSAUR JR.

Insofern sollte bei "Beyond" bitte keine Verklärung aufkommen, DINOSAUR JR 2007 sind nicht DINOSAUR JR 1987, nicht mal annährend. Man sollte sich einfach nur freuen, dass der brillante Musiker J.

Mascis sich mit seinen alten Kumpels zusammenraufen konnte und einen Haufen grandioser Lieder geschrieben hat, die zusammen für mich schon jetzt die Platte des Jahres ergeben.