SAVAGE REPUBLIC

Ceremonial + Trudge CD

So lange es Releases wie diese gibt, so lange wird der Datentrack auf einer Computer-Festplatte das Medium der Dummen bleiben, das Medium jener, die Tiefkühlkost einem selbstgekochten Menü vorziehen, eine DVD einem Kinobesuch, den Computerchat dem Kneipengespräch.

In Kooperation der beiden SAVAGE REPUBLIC-Gründer Mark Erskine (Betreiber des Labels Mobilization Recordings) und Bruce Licher (heute nicht mehr aktiver Teil der Band, aber als Kopf von Independent Project Records seit frühen Bandtagen verantwortlich für LP- und CD-Verpackungen) wurden jüngst die klassischen SAVAGE REPUBLIC-Releases aus den Achtzigern in wunderschöner Aufmachung (handgemachte Karton-Wrap-Booklets mit Prägedruck) neu aufgelegt.

Die Ursprünge von SAVAGE REPUBLIC gehen zurück auf die Punk- und Hardcore-Szene des Los Angeles der frühen Achtziger, als Bruce Licher, Mark Erskine und Jackson Del Rey die Band AFRICA CORPS gründeten und später, nach dem Einstieg von Jeff Long von WASTED YOUTH, den Namen in SAVAGE REPUBLIC änderten.

"Tragic Figures" hieß das erste Album, es folgten diverse Besetzungswechsel: Ende 1983 holte Bruce Licher drei neue Mitglieder in die Band, Greg Grunke, Thom Fuhrmann und Ethan Port, und bis zur Auflösung 1989 spielte und nahm man in dieser Besetzung drei weitere Alben ("Customs" ist ein während der Europatour in Griechenland eingespieltes Album) auf.

2002 dann die Reunion, Fuhrmann, Grunke und Port sind wieder dabei, aber auch Val Haller, der einst mit Jayne/Wayne County spielte, und im März 2007 fand 19 Jahre nach dem ersten Deutschlandbesuch auch eine zweite Tour statt und man brachte eine auf 1.200 Stück limitierte 5-Song-EP mit, die in Kooperation mit Neurot Recordings veröffentlicht wurde, wo im Oktober 2007 auch ein neues Album erscheinen soll.

Einfach war die Musik von SAVAGE REPUBLIC noch nie, auf Neurot Recordings passen sie allerdings hervorragend, ist ihr eigenwilliger, über weite Strecken instrumentaler Sound doch ein Zusammenspiel von Industrial-Drones, dubbigen Rhythmen, düsterem Postpunk und komplexer Percussion, der mit den Schlagworten "JOY DIVISION meets EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN" (in einer Konzertankündigung war das so zu lesen) allerdings nur sehr rudimentär umschrieben ist.

Eine spannende Band abseits der üblichen Hörgewohnheiten, die sich Dank der Rereleases der alten Platten auch heute noch neu entdecken lässt und die bei genauerer Beschäftigung nur halb so schwierig ist wie man bei oberflächlicher Betrachtung meinen möchte.

Und live sind sie sowieso ein extrem beeindruckendes Erlebnis, auch heute noch. (9)