CHRIS CONNELLY

The Episodes CD

Chris Connelly kennt man wohl vor allem als Mitglied von MINISTRY, REVOLTING COCKS, FINI TRIBE und PIGFACE, also Industrial der eher eingängigeren Sorte. Auf seinen Solo-Platten schlug er allerdings immer andere Töne an und präsentierte sich als dezent psychotischer Songwriter in den Fußstapfen von Nick Cave, David Bowie, Leonard Cohen und Scott Walker.

Das ist auch auf "The Episodes" nicht anders, und vor allem der Gesang erinnert hier frappierend an den Bowie der 60er und 70er. Die sieben Songs der Platte sind dementsprechend von einem permanenten "Space Oddity"-Feeling durchzogen, allerdings "Major Tom" auf dermaßen viel Drogen, dass da auch Bowie nicht mehr mitgekommen wäre.

Wenn man für "The Episodes" eine Schublade finden wollte, könnte das so was wie Akustik-Psychedelic-Jazz-Pop sein, was recht gut den nervös frickeligen Improvisations-Charakter von Connellys Kompositionen umschreibt, die durchaus straff arrangiert sind, aber auch mal in irritierendes klangliches Niemandsland abdriften.

Hatte ich Connellys 2002er-Platte "Private Education" als ziemlich laue Singer/Songwriter-Geschichte in Erinnerung, bin ich doch einigermaßen überrascht angesichts dieser wirklich abgedrehten und vielschichtigen Songs, an deren Umsetzung Ben Vida (TOWN AND COUNTRY) und Tim Kinsella (JOAN OF ARC) maßgeblich beteiligt waren, ebenso wie Ben Massarella von CALIFONE, was durchaus ein Grund für die sympathische Vertracktheit von "The Episodes" sein könnte.

Sicher keine ganz einfache Platte, die aber über das Experiment zu einer ganz eigenen Sprache findet, was sie zu einem intensiven wie spannenden Hörerlebnis macht. Zwei Bilder der CD-Verpackung verweisen noch darauf, dass Teile von "The Episodes" skurrilerweise mitten in einem Wald aufgenommen wurden.

Na ja, wenn's hilft ... (8)