DAS KAPITAL

Denying The West CD

Hinter der Band mit dem seltsam anmutenden Namen DAS KAPITAL steckt Marc Ruvolo, seines Zeichens Boss des kleinen, feinen Chicagoer Labels Johann's Face und zuvor auch Gitarrist und Sänger der nicht unbekannten TRAITORS und NO EMPATHY.

Auch Drummer Davey Houle ist Teil von Johann's Face, und zusammen mit Casey Olin und Charlie Moore ist die klassische Viererbesetzung dann komplett, und was das Bandinfo ganz nüchtern als "melodic punk" beschreibt, gefällt doch außergewöhnlich gut.

Denn die zehn Songs, die da in einer knappen halben Stunde runtergespielt werden, sind das musikalische Äquivalent zu einer richtig leckeren Pizza: bekommt man irgendwie an jeder Ecke, hat man schon tausendmal gehört respektive gegessen, und doch schmeckt's immer wieder, vorausgesetzt der Zubereitende versteht sein Handwerk.

NAKED RAYGUN, HOT WATER MUSIC, LEATHERFACE, HÜSKER DÜ und viele andere lassen grüßen, der "melodic punk" ist also mitnichten die simple Kid-Variante, sondern letztlich grundsolider Rock'n'Roll.

Dabei ist "Denying The West" auch eine facettenreiche Platte, der man ihren konzeptionellen Charakter nicht sofort anmerkt. Denn DAS KAPITAL - der Name ist natürlich bei Karl Marx' Hauptwerk entlehnt - verschweigen zwar im Booklet die Idee hinter dem Album, enthalten dem Hörer ihre Texte in gedruckter Form vor, erläutern aber im Presseinfo das Konzept: So erzählen mehrere Lieder des Albums die Lebensgeschichte eines jungen Mannes in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, der seine Mormonenfamilie im amerikanischen Westen verlässt, um die Welt kennen zu lernen, speziell Westeuropa, was seinen Horizont immens erweitert, aber es geht auch um die Zweifel, um Religion, um die so genannten "westlichen Werte" - und da hätten einen die ausgeschriebenen Texte schon interessiert.

Drei andere Lieder wiederum basieren auf Büchern, etwa auf Gabriel Garcia Marquez' "Strange Pilgrims". Smarte Band, interessante Ideen, gute Musik - wer zögert da noch? (28:41) (08/10)