TEPHRA

s/t CD

Eine Band mit einem besonders dämlichen Namen soll einmal auf eine besonders dämliche Frage entgegnet haben, dass es nicht die Aufgabe einer Band sei, sich Namen auszudenken, sondern Musik zu machen. Obwohl da sicherlich viel Wahrheit in dieser Aussage steckt, gibt es Bands, denen es gelingt, schon mit einem einzigen Wort alles zu sagen.

"Tephra" beispielsweise entstammt dem Griechischen und bezeichnet den nach einem Vulkanausbruch zum Erdboden sinkenden Staub. Man kennt diesen Hang zur monumentalen Urgewaltigkeit. Zum Beispiel vom Berliner Kollektiv THE OCEAN, deren (frühes) Schaffen TEPHRA wohl unter anderem im Sinn hatten, als sie sich Anfang 2004 gründeten.

Da muss man nicht erst den abschließenden Track "Watchin' the ocean" missverstehen. Andere Bands streben nach dem Höhepunkt, TEPHRA fragen nach dem Danach. Der Vulkan ist gerade ausgebrochen, seine Asche senkt sich mit unseren Lidern, und ein mächtiger Strom glühender Lava ergießt sich in unser Innerstes.

Danach, das ist die Freiheit. Der Augenblick, in dem man aufhört, diese Musik zu analysieren, weil man vergessen hat, dass es sie überhaupt gibt. Weil sie in einem fließt und man nicht mehr zwischen ihr und seinen eigenen Gedanken unterscheiden kann.

Hörst du noch oder transzendierst du schon? Das hier ist mindestens genauso großartig wie ISIS oder CULT OF LUNA, aber aus Braunschweig. Jeder, der die im Frühjahr letzten Jahres erschienene und längst ausverkaufte Vinyl-Version dieses Debütalbums(!) zu Hause stehen hat, sei verflucht.

(09/10)