GONNA FALL HARD

Everybody Is Gonna Fall Hard CD

Über Deutschland zu verzweifeln fällt leicht: Eine Philosophienation, die gute oder nur sinnvolle Argumente ignoriert; Führungskräfte, die weder des Deutschen, des Englischen noch der Mathematik mächtig sind; sinkende Löhne; eine Rechtschreibreform, die von offensichtlich Schwachsinnigen durchgeführt wurde; die schamlose Lüge, die zum guten Ton geworden ist; die Selbstgerechtigkeit; das minderwertige Plagiat im Fernsehen, wie "Erkan und Stefan" oder "Stromberg"; die Bildungsmisere; eine Synchronisationsindustrie, die auch den letzten guten Film entstellen kann, und die elende Bescheidung auf das Mittelmaß, sei es die jüdische Prinzessin in "Alles auf Zucker!", Daniel Brühls Hippie-Darstellung in "Merry Christmas" oder andere neue Katastrophen des deutschen Punks.

Im Falle des Letzteren lohnt es sich, einen Blick nach Italien zu werfen, wo in den letzten Jahren möglicherweise nicht die Originalität, dafür aber die Qualität in sämtlichen Genres erstaunlich gewachsen ist.

Bereits einmal kam der Hardcore über den Umweg Italien mit RAW POWER, NEGAZIONE oder KINA zu uns und GONNA FALL HARD prügeln uns Deutschen mit ihrem Hardcore der zweiten Hälfte der 80er Jahre noch einmal die ursprüngliche Bedeutung von Punkrock um die Ohren.

Die zwölf Lieder halten sich nicht mit KID DYNAMITE auf, nicht mit dem allgemeinen Konsens, nicht mit Zuschauern auf einem GORILLA BISCUITS Konzert, die augenscheinlich die Texte nicht gelesen haben.

Auch wenn nicht alle Texte der Venezianer unterschrieben werden müssen, überzeugt doch das Plädoyer für Individualität, schreien sie laut und deutlich: "Ich!" (bzw. "Mio!"). Entreißen der Masse ihr neues Spielzeug Punkrock, stellen Leute wie dich, die Posterpunks, an den Pranger, fordern ihr Recht auf Sühne und machen deutlich, dass Punk keine Schönheitskonkurrenz ist, die die Mechanismen der Crackhurengesellschaft imitieren muss.

GONNA FALL HARD bringen Soli und Musikalität zurück in den Hardcore, Humor, ohne lässig erscheinen zu wollen, und einen gesunden Abwechslungsreichtum. Dabei ist ihr Album eine schallende Ohrfeige für den modernen Hardcore und seine erstarrten Regeln und Rituale: Ninja-Tanzregeln? Lachhaft.

(14:23) (9)