MIA SAN DAGENG!

30 Jahre Punk in München DVD

Seit Jahren sammeln zwei Münchner Aktivisten akribisch die Einzelteile der Punkhistorie in der bayerischen Landeshauptstadt zusammen: Interviews mit ehemaligen Protagonisten der Szene, Konzerte alter Bands, Re-Releases und Ausstellungen.

Jetzt gipfelt das alles in einer für die Kinoleinwand produzierten Dokumentation - komplett selbst finanziert wohlgemerkt. Die Dramaturgie des rund 90-minütigen Films hangelt sich grob an der Historie des Münchner Punks entlang.

Diese - oder zumindest die bayrischen Gegenkultur - beginnt nach Ansicht der Macher spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Erscheinen des "Simplicissimus" und den Anarchisten der späteren Münchner Revolution.

Tja, und rund 70 Jahre später dann natürlich THE PACK, Münchens erste Punkband. Der Bogen spannt sich weiter von schrägen Artpunk-Formationen über Bands wie MARIONETZ, A&P, SCUM, CONDOM, ZSD, FKK STRANDWIXER, sowie der "Freizeit 81"-Bewegung, dem schrägen Flexhead-Orden oder dem Schläger-Punk von den AUSGEBOMBTEN und der immer härter werdenden Szene.

Übrigens treten auch die UNITED BALLS ("Pogo in Togo") oder die SPIDER MURPHY GANG ("Freizeit 81") in Erscheinung, die gemeinhin nicht unbedingt als klassische Punkbands gelten dürften, sondern eher im NDW-Umfeld wahrgenommen wurden.

Den Abschluss bilden kleine Einblicke in eine heutigen Punkszene, deren Mitglieder teilweise erst nach dem Ende der ersten großen Punkwelle auf die Welt gekommen sind. Und die klare Botschaft: Punk in München lebt.

Im klassischen Stil einer Film-Dokumentation kommen, neben dem sorgsam zusammengestellten Originalmaterial, viele Protagonisten der frühen Jahre zu Wort, die in den Interviews zumindest eine Ahnung davon geben, was in den frühen Tagen des Punks in München los war.

Eine Zeit, die geprägt war von Franz Josef Strauß, den Schwarzen Sheriffs und dem wilden Gefühls des Aufbruchs, das schließlich im legendären Punk-a-Gogo-Festival seinen Höhepunkt fand. Sicherlich ist dies ein sehr subjektiver Blick aus der Perspektive der Macher, was sich letztlich in der Auswahl der Interviewpartner und der Originalaufnahmen niederschlägt.

Manche Bands und Entwicklungen sind dadurch zu kurz gekommen, aber insgesamt verschafft "Mia san dageng" einen guten Eindruck von der durchaus interessanten Symbiose aus Punkrock-Attitüde und bayerischer Bazi-Kultur, die sogar hier wieder gerne in der trotzigen Bayernparole "Mia san mia" ("Wir sind wir") gipfelt.

Schade: Zumindest auf der dem Ox vorliegenden Promo-DVD gibt es keine weiteren Extras wie Audiotitel, digitalisierte Flyer von damals oder zusätzliche Infos zu den Bands, obwohl sich das bei diesem Format anbieten würde.

Doch der Film ist auch alleine schon eine absolut sehenswerte Produktion.