SICK CITY

Nightlife CD

Kennt jemand noch das großartige Trustkill Fanzine? Das war Mitte der Neunziger neben dem Second Nature die Informationsquelle überhaupt, wollte man wissen, was in der amerikanischen HC-Szene jener Zeit so los war.

Als Label ging es für Trustkill dann 1993 los, und zwar mit der legendären "Land Of Greed, World Of Need"-Compilation, auf der illustre Namen wie LIFETIME oder RANCID auftauchten und Ian Mackeyes zwischen MINOR THREAT und FUGAZI existierender Emo-Band EMBRACE covernderweise ein musikalisches Denkmal setzten.

So far, so good. Sprung in die Gegenwart: Das neue Trustkill-Release hört auf den Namen SICK CITY und ist laut Labelinfo die einzige Band, die BOY'S NIGHT OUT den musikalischen Thron Kanadas streitig machen können.

Dass Anspruch und Realität allerdings nicht immer auf einer Linie liegen müssen, bestätigt dann ein erster Hördurchgang. Melodischer Gesang über 1000spurigen Metalgitarren, hier und da der klassische Pianoeinsatz, und in der Mitte das Albums eine in ihren guten Momenten, gerade vom Gesang, irgendwie an THE JULIANA THEORY erinnernde Ballade, allerdings ohne jemals auch nur im Ansatz deren Qualität erreichen zu können.

Und im Prinzip geht es das ganze Album so weiter. Nichts total falsch, aber eben auch nichts wirklich richtig gemacht. Vor allem nicht, möchte man 2007 einem totgeglaubten Genre noch mal neues Leben einhauchen.

Denn das konnten die Originale allesamt besser. Und wenn der Sänger dann noch im Labelinfo davon spricht "to create something that you won't hear anywhere else", dann ist das gemessen an SICK CITY's musikalischer Wirklichkeit fast schon wieder lustig.

Wer aber auch der Meinung ist, dass über melodisch-metallischen Riffs hängender pathetischer Gesang, der auf harte Schreipassagen trifft, etwas sei, dass man nirgendwo sonst zu hören bekommen könnte, der kann ja ruhig mal ein Ohr riskieren.

Wie gesagt, richtig schlecht ist es ja auch nicht, nur eben vollkommen belanglos. (39:46) (6)