TURBONEGRO

Ass Cobra CD

Nachdem TURBONEGRO mit ihrem aktuellen Album "Retox" zu edel gewechselt waren, haben die Osloer nun auch einen Großteil ihrer alten Platten nachgeholt bzw. auf dem eigenen Label Scandinavian Leather selbst veröffentlicht und an edel lizenziert.

Hinter Scandinavian Leather wiederum steckt Gitarrist Rune Rebellion, der im Oktober sein letztes Konzert mit den Turbonegern spielte, um sich künftig verstärkt hinter den Kulissen zu betätigen.

Der "Gewinn" für den langjährigen Fan hält sich in Grenzen, alleine das Etikett "remastered" rechtfertigt kaum den Neukauf, und wer wirklich Fan ist, hat auch die als Bonus gereichten Extratracks bereits in seinem Besitz, zumindest aber die "Small Feces"-Kollektion.

Wer allerdings bislang, warum auch immer, die beiden Über-Klassiker "Ass Cobra" (1996) und "Apocalypse Dudes" (1998) nicht besitzt, sollte jetzt endlich zugreifen, denn sie stellen die essentiellen Releases von TURBONEGRO dar.

Mit "Ass Cobra" (hier finden sich solch Hits wie "I got erection" und "Denim demon") hatten TURBONEGRO damals zu ihrem ureigenen Stil gefunden, nach dem sie davor zwar auch schon ein Geheimtip gewesen waren, aber ihren typischen Sound noch nicht so prägnant entwickelt hatten.

Für den Fan interessant sind die Frühwerke "Hot Cars ..." (1992) und "Never Is Forever" (1994) nichtsdestotrotz. Den internationalen Durchbruch und den Wandel von der Insiderband zum (Underground-)Massenphänomen schafften die Denimträger aus Norwegen dann 1998 mit "Apocalypse Dudes", ihrem epochalen Meisterwerk, das sie mit keinem ihrer weiteren Releases jemals wieder toppen konnten.

Ich hatte damals die Chance, während der Aufnahmen im Herbst 1997 in Oslo im Studio dabei sein zu können, stand im Kontrollraum, als Euroboy die Gitarren von "Get it on" einspielte, und mir läuft seitdem jedes Mal (und bis heute) ein kalter Schauer den Rücken hinunter, wenn diese Rock-Hymne ertönt.

Aber auch "Rock against ass", "Rendezvous with anus", "Prince of the rodeo", "Back to Dungaree High", "Monkey on your back", "Good head" oder "Are you ready (For some darkness)" sind ewige Hits, ja mit "Apocalypse Dudes" gelang es TURBONEGRO, eines jener makellosen Alben aufzunehmen, auf denen jeder verdammte Song ein Klassiker ist - only killer, no filler.

Am 18. Dezember 1998 war dann aber (erstmal) alles vorbei, TURBONEGRO spielten im heimischen Oslo ihr (vorerst) letztes Konzert, und die weltweite Fangemeinde musste sich bis auf weiteres mit dem 1999 erschienenen Live-Album "Darkness Forever!" trösten.

Neben den Bonustracks weisen die CDs keinerlei Sonderfeatures auf, was enttäuschend ist, denn es hätte sich zumindest angeboten, im Booklet noch Linernotes zur Entstehungsgeschichte abzudrucken und weiter an der eigenen Legende zu stricken.