V.A.

Come On Soul! Vol.2 CD

Ich würde lieber mit der Aufgabe betraut werden, eigenmächtig eine definitive Liste der zehn besten Elvis-Songs festzulegen und in Memphis der Jahresversammlung Elvis-fanatischer NRA-Mitglieder vorzustellen, als an einem Soul-Sampler wie diesem mitzuwirken.

Die Fans seltener Soul- und Funk-Musik sind die kritischsten von allen. So gut wie jeder Song-Kandidat, wird für die ein Hälfte der Szene als belanglos und die andere als gnadenlos totgespielt gelten.

Und dann kommen mutige Leute wie Ada James und Basil Hunt, machen einfach alles falsch und damit alles richtig. Völlig daneben geht es los mit dem furchtbar weißen und folkigen "Pennygold" von Lindy Stevens, das Hingabe, der richtige Rhythmus und eine hübsche Melodie eben doch zu einem wunderbaren Soul-Stück machen.

Oder dann diese Sharon Jones, die mit der Backing Band von Amy Winehouse einen Country-Song zum Besten gibt, mit dem sich echte Soul-Nazis noch nicht einmal in der Version der legendären Betty LaVette anfreunden konnten.

Als schlimmstes Verbrechen packte man sogar ein Machwerk auf die Platte, für das ein alternder Soul-Interpret bestochen wurde, einen Song einzusingen, den sich ein 15-jähriger Naseweis ausgedacht hat.

Der Sänger heißt Dean Parrish ("I'm on my way"), der damals 15-Jährige Paul Weller. Es findet sich nicht ein einziger Beitrag, der nicht irgendwie angreifbar wäre, und kein einziger, der nicht begeistern würde.

Perfekt, wie das Set eines wirklich guten DJs, der es sich einen Abend lang gestattet, auf Genre-Grenzen und die Szene-Polizei zu scheißen. (9)