FIERY FURNACES

Widow City CD

Nach einem kurzen Ausflug zu Fat Possum sind die FIERY FURNACES um die Geschwister Matthew und Eleanor Friedberger jetzt bei Thrill Jockey gelandet, keine unbedingt schlechte Label-Wahl. Auch wenn ich ihre ersten beiden Alben "Gallowsbird's Bark" und "Blueberry Boat" sehr schätze, hatten sie mich 2005 mit "Rehearsing My Choir" als Kunden verloren, wo sich die beiden mit ihrer Großmutter zusammentaten, was echt zu viel des Guten war.

Eingängiger klingen sie auch auf "Widow City" nicht, selten habe ich eine so in ihre Einzelteile zerlegte Platte gehört, wo man kaum noch von zusammenhängenden Songs sprechen kann. Dagegen wirkt selbst mancher Beefheart-Exzess wie Popmusik.

Allerdings bereiten einem die FIERY FURNACES hier bohrende Kopfschmerzen, die tatsächlich mal Spaß machen, denn in der überheblich intellektuellen Demontage von konventionellen Songstrukturen gelingen den Friedbergers auch immer wieder brillante Momente, die zeigen, dass sie richtig großartige Pop- und Rocksongs klassischer Prägung schreiben können, wenn sie nur wollen.

Aber das wäre dann doch zu einfach und so sezieren die beiden lieber fröhlich die Errungenschaften der Musikgeschichte, als ob zwei Halbwüchsige mit kindlicher Neugier die Nachbarskatze aufschneiden würden, weil sie mal schauen wollen, was da so alles drin steckt.

Mit "Widow City" haben die Friedbergers in gewisser Weise ihr "White Album" aufgenommen und zeigen mit diesem künstlerisch überkandidelten Schlamassel von Platte sehr anschaulich - wo man schon einige Hördurchgänge braucht, um auch nur ansatzweise zu begreifen, was hier vorgeht -, dass ihnen in Sachen stilistischer Unberechenbarkeit gerade kaum eine andere Band das Wasser reichen kann.

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