JUCIFER

L'autrichienne

"L'autrichienne", "diese Österreicherin", das war Marie Antoinette, Erzherzogin von Österreich, durch Heirat mit Ludwig, dem XVI auch Königin von Frankreich, die, in Frankreich eh nicht sonderlich geliebt, 1793 während der Französischen Revolution öffentlich geköpft wurde.

Zwar ist es wegen mir nicht vorliegender Texte bloß eine Vermutung, die Songtitel aber weisen durchaus daraufhin, dass es sich beim neuen JUCIFER-Album um eine Konzeptplatte über das Leben und Wirken der Dame handelt, der die berühmte, im Vorfeld der Revolution getätigte Aussage "Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen" wohl bloß zwecks Propaganda untergeschoben wurde.

Musikalisch lässt sich dann aber keine wirkliche Verarbeitung dieses, oder - wie immer bei dem Duo aus Athens, Georgia - überhaupt eines Konzeptes erkennen. Mal davon abgesehen, dass Sängerin und Gitarristin Amber Valentine hier zum Thema passend ab und an französisch singt - und mich damit trotz meiner Antipathie dieser Sprache gegenüber noch mehr dahinschmelzen lässt, als es ihre Stimme eh schon tut.

Denn wie bei ihren früheren Platten schon sitzen Amber und ihr Ehemann und Schlagzeuger Edgar Livengood auch auf "L'autrichienne" stilistisch zwischen allen möglichen Stühlen, schalten mühelos von Indierock zu Metal, zu brutalem Punk, zu Doom, zu diversen Post-Sounds um.

Aber ob JUCIFER nun lärmen oder straight rocken, Amber lieblich säuselt oder brutal brüllt: irgendwie schaffen sie es, ihre nicht zu kategorisierende Musik völlig homogen klingen zu lassen, zerfahren oder bemüht wirkt hier nichts.

Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger, dem Relapse-Debüt "If Thine Enemy Hunger" von 2006, erscheint "L'autrichienne" aber doch düsterer und trauriger, hat weniger "poppige" Momente und wirkt in sich geschlossener.

Womit dann wohl doch dem Konzept eines irgendwie tragischen Themas entsprochen wurde. (8)