MILLENCOLIN

Machine 15

Man kann sagen, was man will, aber die vier Schlawiner aus Örebrö haben das geschafft, was ihnen Ende der Neunziger wohl jeder halbwegs profilierte Punkrock-Kenner nie zugetraut hätte: Sie sind ein Stück weit unberechenbar geworden, und haben sich mit dem durchweg rockigen "Home From Home" (2002) und der darauf folgenden Reminiszenz ihrer Frühtage "Kingwood" (2005) endgültig vom Stempel Melodycore frei gestrampelt.

Während "Kingwood" dem schleppenden, sich damals ein wenig in die Hochzeit des Schwedenrock-Hypes einpassenden "Home From Home" zackige Songs entgegen stellte, ist "Machine 15" nun die goldene Mitte aus beiden Alben.

Und eines der besten MILLENCOLIN-Werke ever. Das nicht nur deswegen, weil "Home From Home"-Produzent Lou Giordano auch bei "Machine 15" Pate stand und aus der Band eine beeindruckende Ernsthaftigkeit heraus gekitzelt hat, die sich im recht nachdenklichen Grundton der Songs manifestiert.

Sondern auch deswegen, weil MILLENCOLIN hier die Enden vereinen. Sie bringen Nachdenkliches ("What's done is done", "Brand new game", "Vicius circle") mit griffigen (Punk)-Rockern zusammen ("Detox", "Who's laughing now"), zitieren expliziter denn je THE CLASH ("Turnkey paradise") sowie BLINK-182 ("Come on") und garnieren alle Songs mit einer unglaublich sympathischen Liebe zum Detail.

Seien es die teilweise dicht instrumentierten Gitarrenlinien von Mathias Färm und Eric Ohlsson, Tempowechsel, die einen Song in eine ganz neue Richtung lenken, der Einsatz akustischer Instrumente oder die erstmals eingesetzten Klassikparts, die etwa aus "Saved by hell" ein traumatisch ausuferndes Stück machen, das sich an das Ende des Albums setzt.

Alle Ideen zusammen machen aus "Machine 15" ein Album, das man in dieser Form nicht erwartet hätte, und dessen Unberechenbarkeit vor allem in den Songdetails liegt. "Machine 15" wirkt wie ein Resümee des bisherigen Schaffens der Schweden und macht klar: MILLENCOLIN haben den Melodycore überlebt - und machen immer noch eine ziemlich gute Figur.

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