CALIFONE

Roots And Crowns CD

Schon ein erstaunlicher musikalischer Wandel, den Tim Rutili und Ben Massarella von ihrer ersten Band RED RED MEAT hin zu CALIFONE durchlaufen haben, von Beefhart-beeinflusster Dekonstruktion von Bluesrock hin zu einem esoterischen Prog-Folk, den man noch so gerade dem Alt-Country-Bereich zuordnen kann.

Und "Roots And Crowns" bildet da keine Ausnahme und treibt die Reduktion des CALIFONE-Sounds nach "Heron King Blues" vor zwei Jahren noch weiter ins Extrem. Folk und Blues treffen hier auf Rock-Experimente und elektronische Sounds, wobei "Roots And Crowns" ein insgesamt akustisch fließendes Feeling zugrunde liegt.

Ebenso gibt es immer wieder einen Hang zu äußerst griffigen Melodien, die Rutili und Kollegen allerdings gut in Schichten aus seltsamen Geräuschen und einer nicht weit von Bands wie CALEXICO entfernten subtileren Form von traditionellem Folk und Country verpacken, was sich auf fast unheimliche Art zum irgendwie typischen CALIFONE-Sound verbindet.

Dazu passt auch irgendwie ganz gut, dass man ausgerechnet "The orchids" vom zweiten PSYCHIC TV-Album "Dreams less sweet" covert, wo die Industrial-Pioniere ihren Sinn für schwelgerischen Pop entdeckten.

Der eigentliche Hit der Platte kommt allerdings ganz zum Schluss mit "3legged animals", einem umgearbeiteten Song aus dem Horrorfilm "The Lost" (von dem man übrigens nur Gutes hört, wo bleibt das Ding?), für den Rutili die Musik geschrieben hat und sein Gespür für leicht abstrakte Popsongs zeigt.

"Roots And Crowns" ist eine Platte voller leiser, gut versteckter Höhepunkte und steigert nur meine Wertschätzung dieses brillanten Musikers, der schon mit den großartigen RED RED MEAT immer viel zu wenig Beachtung fand.

(9)