STEVE VON TILL

A Grave Is A Grim

Nicht nur Scott Kelly, auch sein NEUROSIS-Bandkollege Steve Von Till hat eine Soloplatte eingespielt, seine bereits dritte nach "As The Crow Flies" und "If I Should Fall To The Field". Auf "If I Should Fall To The Field" hatte Von Till die Instrumentierung seiner spartanischen Folksongs durch Banjo, Orgel und Pedal Steel-Gitarre erweitert und auch auf "A Grave Is A Grim" gibt es neben seinem eindringlichen Gesang und Akustikgitarrenklängen subtil eingesetzte Cello-, Keyboard-, Banjo- und Pedal Steel-Sounds, die der Platte eine angenehme Vielschichtigkeit verleihen.

Ansonsten hat sich nicht viel geändert, Von Till gibt hier den Gothic-Johnny Cash und das erneut wirklich gut, klingt dabei aber manchmal überraschend sentimental und introvertiert, im Gegensatz zu Kelly, der seine emotionale Verzweiflung deutlich expressiver gestaltet und der auch stimmlich besser über die Ebene des etwas leiernden Sprechgesangs hinauskommt.

Müsste ich mich diesmal für einen der beiden entscheiden, würde ich ganz klar Kelly vorziehen. Von Till hat hier zwar eine sehr schön instrumentierte und angenehm melancholische Platte eingespielt, aber dafür ist Kelly trotz deutlich spartanischer Mittel ein wesentlich spannenderes Album gelungen.

"A Grave Is A Grim" klingt manchmal wie eine fast schon zu abgeklärte Singer/Songwriter-Platte, die mehr an einer ästhetisch makellosen Oberfläche als an der Freisetzung echter Emotionen interessiert zu sein scheint, was bei einem Steve Von Till schon ziemlich erstaunlich ist.

Hatte Von Till auf "If I Should Fall To The Field" "Running dry" von Neil Young gecovert, sind es diesmal direkt gleich Coverversionen, nämlich von Nick Drake, Townes Van Zandt und Lyle Lovett, die gut zum lethargischen Depri-Country-Sound von "A Grave Is A Grim" passen.

Eine durchaus schöne Platte, allerdings könnte ich auch jeden verstehen, der das Ganze für langweilig und etwas zu eintönig hält. (7)