MUDHONEY

Superfuzz Bigmuff Deluxe Edition

Parallel zum Erscheinen des neuen MUDHONEY-Albums und dem 20. Geburtstag von Sub Pop wird auch deren erste EP "Superfuzz Bigmuff" von 1989 neu aufgelegt, die wahrscheinlich nicht wenige Leute noch als Vinyl im Schrank stehen haben, spätestens aber in der CD-Version, wo dann auch noch die restlichen frühen Singles dazu gepackt wurden, darunter Coverversionen von SONIC YOUTH, THE DICKS und dem Song "The rose", mit dem Bette Midler 1979 mal einen Hit hatte.

Aber der nachrückenden Generation von Musikinteressierten muss man ja noch etwas Neues bieten und so erscheint "Superfuzz Bigmuff" hier technisch entstaubt, in korrekter Songreihenfolge und ergänzt um die Demoversionen von "Need", "Mudride" und "In'n'out of grace".

Wobei diese Edition erst durch die zweite Disc so richtig interessant wird, für die man zwei Gigs aus dem Jahr 1988 ausgebuddelt hat - einer in Berlin aufgenommen und ganz exzellent, der andere in Santa Barbara und leider nur auf etwas dumpfem Bootleg-Niveau -, insgesamt 15 Tracks, vier davon überschneiden sich, wo man MUDHONEY in ihrer ganzen dreckigen Pracht zu hören bekommt und einen Eindruck davon gewinnt, was man unter dem Begriff Grunge mal verstanden haben könnte - ganz sicher nicht den Lahmarschrock von PEARL JAM oder ALICE IN CHAINS.

Und wo meine Begeisterung für das aktuelle MUDHONEY-Album wohl vor allem dem Respekt für eine in Würde gealterte, integre Alternativerock-Institution entspringt, bin ich nach den ersten Noten von "Touch me I'm sick" wieder Feuer und Flamme für diese Band, deren fuzziger STOOGES-Punk gerade bei diesem Song fantastisch zur Geltung kommt, ein zeitloser Klassiker, der nichts von seiner ruppigen In-your-face-Mentalität verloren hat.

Aber auch das andere frühe Material der Band überzeugt nach wie vor durch eine extrem gebündelte Energie und die psychotische Ausstrahlung von Sänger/Gitarrist Mark Arm - dagegen wirkt das im selben Jahr erschienene NIRVANA-Debüt "Bleach" fast etwas schwächlich.

Die wurden allerdings richtig groß, MUDHONEY komischerweise nicht, aber vielleicht liegt es auch daran, dass ihre späteren Platten oftmals wie ein entschärfter Abklatsch ihres legendären Debüts klangen, weniger sperrig wurden sie dadurch allerdings nicht.

"Superfuzz Bigmuff" ist jedenfalls ein "Must Have" für alle Leute, die meinen, sich für Punk und Artverwandtes zu interessieren, denn nach ersten Gehversuchen in Bands wie GREEN RIVER und THE THROWN-UPS konnten Mark Arm, Steve Turner, Ex-MELVINS-Bassist Matt Lukin und Dan Peters hier in gewisser Weise ein Stück Musikgeschichte schreiben.

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