V.A.

La Paloma #6

Und täglich grüßt das Murmeltier, oder wie soll man es deuten, wenn auf "La Paloma #5" 21 Mal das gleiche Stück ertönt. Das ist doch dasselbe, oder es ist das gleiche? Es sind zwar zumeist dieselben Noten, eben die der Melodie von "La paloma", aber sie werden jeweils anders umgesetzt.

Ob als Kirchenglockenspiel aus dem Baskenland, als Instrumental auf der Akustikgitarre, im Schlagergewand, mit Akkordeonbegleitung oder auch mit leicht verändertem Text wie zum Beispiel von Ortiz Tirado aus Mexiko.

Diese Lied kennt kein Pardon. Im vorzüglich abgefassten Booklet finden sich dann auch noch zu den Interpreten wunderbare Geschichten wie diese: Zu Zeiten Maximilians wurde in Mexiko eine Spottversion von "La paloma" gesungen: "Wenn an dein Fenster ein dürrer Esel kommt, behandle ihn mit Verachtung, denn es ist ein Österreicher", aber auch diese Version wurde später wieder umgewandelt: "Wenn an dein Fenster ein dürrer Esel kommt, behandle ihn mit Respekt, denn es ist dein Ebenbild." Auf "La Paloma #6" zeigen insgesamt 19 Interpreten, dass ein Lied wie "La paloma" überall zu Hause ist.

Ob Guatemala oder Österreich, von Ska mit Laurel Aitken, Jazz mit Helen Merrill über US-Punk von den PESTICLES bis hin zum eigenwilligen Sprechgesang von Curd Jürgens (die Textzeile "Einmal muss es vorbei sein" bekommt hier eine ganz ungeahnte Aktualität) oder in einer Aufnahme der Country- und Swing-Bigband BOB WILL AND HIS TEXAS PLAYBOYS aus dem Jahr 1941! - es gibt keine Genre- und Ländergrenzen.

Es ist überraschend, wie kurzweilig diese beiden Zusammenstellungen wirken. Ab und zu muss ich mir in Erinnerung rufen, dass es sich ja immer noch (nur) um das Stück "La paloma" handelt. Dabei fallen mir genug Bands ein, deren Alben allesamt gleich klingen, vielleicht weil sie nie "La paloma" gespielt haben? (7)