PAINT IT BLACK

New Lexicon

Bei den meisten Punk/Hardcore-Bands beziehungsweise -Musikern ist es so, dass sie in frühen Jahren ihre besten Platten machen und dann zunehmend "mellow" und berechenbar werden, ja man ist oft bereit, ihnen Durchschnittliches wegen früher Leistungen zu verzeihen.

Dass sich jemand aber konsequent steigert, ist die Ausnahme von der Regel, und Dan Yemin ist so ein Fall. Natürlich, seine Aufnahmen mit LIFETIME und dann KID DYNAMITE sind sicher Oberklasse, so großartig konnte ich LIFETIME aber nie finden, und so wurde Yemin für mich erst mit PAINT IT BLACK richtig gut.

Dass er erst von der Gitarre befreit auf der Bühne so richtig zum Tier werden konnte, das die besten Hardcore-Shouter-Posen aller Zeiten drauf hat, gehört wohl mit zu dieser Entwicklung - und auch, dass "New Lexicon" der bislang beste P.I.B.-Release ist.

Die 15 Songs, die hier in 30 Minuten durchgejagt werden, machen Yemin & Co. zur derzeit neben MODERN LIFE IS WAR wichtigsten und intensivsten Hardcore-Formation und präsentieren die Band komplexer, abwechslungsreicher und intensiver als je zuvor.

Klar können sie immer noch knüppeln wie Sau ("So much for honour among thieves"), aber stellenweise erreicht Yemins düster grollender, heiserer Gesang beinahe die Intensität, die Rollins' "Hot Animal Machine"-Album für mich bis heute einzigartig macht.

Und wenn wir schon in den Achtzigern sind: Jeff Pezzati von NAKED RAYGUN taucht hier als Gastsänger auf (Man achte auf die "Uohohohooos" in "Shell game redux"). Und ebenfalls sein Debüt gibt hier Jared Shavelson als neuer Drummer, der zuvor bei THE HOPE CONSPIRACY und NONE MORE BLACK war.

Und apropos Namedropping: Wer sich bei Songs wie "We will not", "Gravity wins" oder "Severance" über diese fies-genialen, elektronischen Noiseparts wundert, die man so bislang auch noch nicht von P.I.B.

kannte: dahinter steckt Oktopus von den famosen DÄLEK. Mit "New Lexicon" ist PAINT IT BLACK ein Referenz-Album gelungen, an dem sich 2008 und in Zukunft andere Bands messen lassen müssen.

Der Beweis, dass Hardcore noch lange nicht am Ende seiner Evolution angelangt ist, wurde erbracht. (10)