JULIEN TEMPLE

Joe Strummer - The Future Is Unwritten

Er ist für mich eine der besten Filme über Punkrock: Julian Temples Doku über den einstigen THE CLASH-Frontmann Joe Strummer. 2007 kam er ins Kino. im Herbst dann folgte die DVD-Version, und auch beim dritten Mal bin ich noch ergriffen.

Joe Strumer war ein Mann mit einer Mission, ein wunderbarer Überzeugungstäter, der vom Hippie zum Punk wurde und später dann zum Hippie-Punk, dessen Faszination in den letzten Jahren vor seinem plötzliche Tod im Dezember 2002 der archaischen Kraft des Lagerfeuers galt und dessen Macht, Menschen zusammenzubringen.

Julian Temple, der einst mit dem SEX PISTOLS-Film "The Great Rock'n'Roll Swindle" seine ersten Lorbeeren einheimste, freundete sich erst in den Neunzigern mit Strummer an, aber es wurde eine richtige Männerfreundschaft daraus, und die gemeinsame Faszination für archaische Riten erkannten sie wohl an ihrer Begeisterung für das Glastonbury-Festival.

Schon in Temples zuvor erschienenem Film "Glastonbury" ist Strummer zu sehen, tauchen Lagerfeuer-Szene mit diesem auf, und da war nach dem Tod des Freundes der Weg hin zum Dokumentarfilm über dessen Leben nicht mehr weit.

Das Portrait beginnt mit Strummers Kindheit als ins Internat abgeschobenem Diplomatensöhnchen, zeigt die Hippie-Jahre in Londoner Squats in den frühen Siebzigern, zeigt die Verwandlung zum Punkrocker und ist dann über eine lange Strecke auch eine Doku über den Aufstieg und Niedergang von THE CLASH.

Der Film, in dem immer wieder Freunde und Zeitzeugen zu Wort kommen (viele davon wurden an einem nächtlichen Lagerfreuer befragt), endet schließlich bei den MESCALEROS, mit denen Strummer in den Jahren vor seinem Tod ansatzweise an früheren Erfolg anknüpfen konnte.

Sein Tod kommt unvermittelt, im Film wie im wahren Leben, und erschüttert, weil man merkt, dass da ein Guter gegangen ist. Ein sehr warmherziger Film, den man mindestens zweimal anschauen sollte, da sich erst dann so manches Detail entschlüsseln lässt.

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