DURUTTI COLUMN

Sunlight To Blue ... Blue To Blackness

Wer wie ich Mitte der 80er aufgrund der Begeisterung für Factory Records Bands wie JOY DIVISION, SECTION 25, A CERTAIN RATIO oder NEW ORDER auch zu DURUTTI COLUMN griff, wurde einigermaßen enttäuscht, denn Gitarrist Vini Reilly versprühte eher behäbiges, folkiges Lagerfeuerfeeling, mit Punk oder New Wave hatte das nichts zu tun.

Für mich hatte sich seitdem das Kapitel DURUTTI COLUMN erledigt, aber Reilly hat seit dieser Zeit weiter beharrlich Platten aufgenommen. Bemerkenswerter als die Musik von DURUTTI COLUMN war bezüglich Reillys Karriere möglicherweise, dass zwei Mitglieder seiner Band dann bei den unerträglichen SIMPLY RED - Pest und Cholera in einem - kommerziellen Erfolg hatten und ein Gründungsmitglied 1991 Opfer eines Axtmörders wurde, was die HAPPY MONDAYS zu dem Song "Cowboy Dave" inspirierte.

Reilly klampfte unbeeindruckt munter weiter und so ist auch an "Sunlight To Blue ... Blue To Blackness" der Zeitgeist vollkommen vorübergegangen. Dafür scheint endlich ein echtes Publikum für DURUTTI COLUMN vorhanden zu sein, denn der Zeitgeist hat sich durch verstärkt vorhandene Neo-Folk-Bands - und auch gestandene Punker meinen ja inzwischen Akustik-Platten aufnehmen zu müssen - überraschenderweise Reilly von selbst angenähert, der sich hier überwiegend solo, teilweise durch Gesang und Piano verstärkt, als virtuoser Gitarrist empfiehlt.

Der Minimalismus von "Sunlight To Blue ... Blue To Blackness" wirkt zwar im ersten Moment etwas unscheinbar und fast langweilig, aber besitzt letztendlich atmosphärische wie emotionale Qualitäten, nebst einem Sinn für stilistische Schönheit und Eleganz, die mich zu dem Schluss bringen, dass ich DURUTTI COLUMN bisher wohl immer etwas unterschätzt habe - gegen Scheuklappendenken ist halt kein Kraut gewachsen.

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